Heft 
Band 19
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Turmfalke Star Stockente Ringeltaube Mauersegler Feldlerche Lachmöwe Seeadler IM Rotmilan Mäusebussard

100 150

Anzahl Fundmeldungen

zweiter Stelle der Kollisionsopfer in Deutschland steht(nach dem Mäusebussard) nach wie vor der Rotmilan mit inzwischen 188 Funden (Stand Januar 2013). Eine aktuelle Datenanalyse (BeLLEBAUM et al. 2012) lässt für Brandenburg beim Ausbaustand der Windenergie Ende 2011 auf jährliche Kollisionsverluste zwischen 304

und 354 Rotmilanen schließen. Diese zusätzliche

Mortalität entspricht einem Anteil von mind. 3,1% des nachbrutzeitlichen Bestandes. Bei Inbetriebnahme der bereits genehmigten bzw. weiterer geplanter WEA könnte sich die jährliche zusätzliche Mortalität auf 4-5% erhöhen. Dies ist als signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos im Sinne des$ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG anzusehen. Eine derartige Steigerung hätte höchstwahrscheinlich Auswirkungen auf Populationsebene, insbesondere bei einer langlebigen Art wie dem Rotmilan. Dies wird durch die Kalkulation von Schwellenwerten in derselben Analyse bekräftigt.

Im Zuge des derzeitigen verstärkten Planungs­druckes auf die Landschaft kommen u.a. sog. Funktionsraumanalysen zum Einsatz, um die Raumnutzung von Großvogelarten zu prüfen und die Ergebnisse in die Entscheidungen einzu­beziehen. Es besteht die Befürchtung, dass ungeeignete Methoden bei diesen Analysen fälschlicherweise zu negativen Ergebnissen führen und im Ergebnis Planungen auf Flächen umgesetzt werden, die durchaus eine Bedeutung für die untersuchten Arten haben. Dies könnte vor allem bei dem vom Aussterben bedrohten Schreiadler,

Otis 19(2011)

Abb. 1: Unter dentop ten der Windkraftopfer in Deutschland befinden sich vier Greifvogel­

arten, aber nur zwei Singvo­= 1.696 Kolli­sionsopfer, Stand: Ende Januar

gelarten(n

2013).

Fig. 1: Among thetop ten of the victims from wind turbines are four raptor species but only two song bird species(1,696 collision victims in total; update from end of January 2013).

der als Charakterart unzerschnittener und unver­bauter Lebensräume gilt, zu einer weiteren massiven Verschlechterung der Lebensräume und damit des Erhaltungszustandes der Art führen. Eine aktuelle Auswertung nutzte Daten aus der GPS -Telemetrie, um Mindestanforderungen an die Durchführung solcher Funktionsraumanalysen abzuleiten(LANGGEMACH& MEYBURG 2011). Die Analyse von 3.535 Lokalisationen eines mecklenburgischen Schreiadlermännchens von 2005 bis 2010 ergab für einen Teil der Flächen in Einzeljahren negative Ergebnisse, obwohl dieselben in anderen Jahren regelmäßig genutzt wurden(Abb. 2). Ebenso zeigte sich, dass 20Beobachtungstage die Raumnutzung während der gesamten Anwesenheitsdauer des Vogels nur unzureichend abbildeten. Auch hier entstanden falsch negative Ergebnisse. Die Raumnutzung des Vogels unterstreicht die Forderung nach einem Schutzradius von 6 km um Schreiadlerhorste gegenüber Anlagen der Windindustrie(LAG VSW 2007). Nur wenn sich dieser Tabubereich nicht durchsetzen lässt (derzeit gelten 3 km als Schutzbereich), sollten Funktionsraumanalysen genutzt werden, um zumindest den Großteil der regelmäßig genutzten Flächen sowie Flugkorridore im Raum zwischen 3 und 6 km um die Horstbereiche zu ermitteln und von Planungen freizuhalten. Mangels anderer Standards sollten sich solche Funktionsraum­analysen methodisch an den Mindestanforderungen nach LANGGEMACH& MeyBurG(2011) orientieren.