Heft 
Band 23
Seite
105
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Otis 23(2016): 105 – 120 Die Entwicklung der Schwarzstorchpopulation in der Spreewaldregion im Zeitraum 2000 bis 2015 Lutz Balke B alke , L.(2016): Die Entwicklung der Schwarzstorchpopulation in der Spreewaldregion im Zeitraum 2000 bis 2015. Otis 23, 105 –120. Die vorliegende Arbeit knüpft an die von W eingardt (2000) erstellte Bestandsentwicklung der Schwarzstorchpopulation im Spreewald bis 1999 an. Diese Ergebnisse fortführend wird die wei­tere Entwicklung bis 2015 dargestellt und analysiert. Es zeigt sich, dass die Population nach ei­nem vorübergehenden Anstieg in den Jahren zwischen etwa 1975 und 2010 aktuell auf ein Ni­veau gesunken ist, das mit der von Creutz im Jahre1970 ermittelten Situation vergleichbar ist. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die ehemals genutzten unzugänglichen Kernbereiche des Spreewaldes derzeit nicht als Brut- und Nahrungsplätze genutzt werden. Die Verlagerung nicht nur der Brutplätze, sondern auch der Nahrungsgebiete in die Randbereiche ist mit hohen zusätz­lichen Risikofaktoren belastet. Die Nutzung der Randbereiche außerhalb der Schutzgebiete erhöht enorm den Druck auf Vogelarten, die auf großräumig ursprüngliche Landschaften angewiesen sind. Die Frequentierungen von Brut- und Nahrungsgebieten ist außerhalb von Schutzgebieten um ein Vielfaches höher als innerhalb geschützter Areale. Freizeitdruck und Landnutzung erhöhen das Risiko für Brutausfälle und sind ein enormer Stressfaktor. Als weitere Einfluss nehmende Faktoren sind Prädatoren wie Waschbär und Seeadler zu nennen. B alke , L.(2016): The development of the Black Stork population in the Spreewald region in the period 2000 to 2015. Otis 23, 105 –120. The present paper ties in with that of the population development in the Spreewald up to 1999 as recorded by W eingardt (2000). Continuing these results, the further development up to 2015 is presented and analysed. It demonstrates that, following a temporary increase in the approximate time frame 1975 to 2010, it has now sunk to a level comparable to the situation recorded by Creutz in 1970. The difference, however, is that the former inaccessible core area of the Spreewald previ­ously used by the birds is no longer used as a breeding and foraging area. The displacement to the fringe areas of not only the breeding sites, but also the foraging areas, is fraught with additional high risks. The use of the fringe areas outside the protected areas increases enormously the pres­sure on bird species that are dependent on the former spacious countryside. The frequenting of breeding and foraging areas outside protected areas is many times higher than the use of interior areas. Leisure and land usage are enormous stress factors, and increase the risk of brood failure. Other influential factors include predation by Racoon and White-tailed Eagle. Lutz Balke, Berliner Chaussee 17, 03222 Lübbenau OT Ragow, E-Mail: lutzbalke@freenet.de Einleitung Der Schwarzstorch wird als Indikator störungsarmer und intakter Waldlebensräume angesehen. Seine Lebensweise und die damit verbundenen Ansprü­che an den Lebensraum spiegeln den entsprechend hohen ökologischen Wert der von ihm genutzten Landschaften wider. Oft wird sein Vorkommen mit einer naturverträglichen Bewirtschaftung der Wäl­der in Verbindung gebracht. So galt der Spreewald mit seinen verhältnismäßig naturnahen Land­schaftsteilen lange Zeit als einer der bedeutendsten Reproduktionsräume für den Schwarzstorch im Os­ten Deutschlands( C reutz 1970). In diesem einstigen Verbreitungszentrum wurden bis in die 1970er Jahre hinein jährlich zwischen 2 und 4 Brutpaare ermittelt. Entsprechend brüteten zu diesem Zeitpunkt etwa 1/3 der märkischen Schwarzstörche im Spreewald. Publikationen zu den Spreewälder Schwarzstörchen hielten sich lange Zeit in Grenzen. Da sich früher Brut- und Nahrungsgebiete oftmals in schwer zu­gänglichen Kernbereichen des Spreewaldes über­schnitten, waren diesbezügliche Untersuchungen und Nachweisführungen schwer umzusetzen. Erst Weingardt ermittelte die Entwicklung der Schwarz­storchpopulation im Spreewald bis 1999( W eingardt