Heft 
Band 23
Seite
144
Einzelbild herunterladen
  

144

In der Avifauna von Berlin und Brandenburg wird ebenfalls die Vielfalt der Neststandorte betont, aber es sind keine Nester im Inneren von Gebäuden erwähnt, lediglich Nester an Gebäuden- in Nischen oder auf Balken( OTTO in ABBO 2001).

Einen beeindruckenden Stichprobenumfang von 900 Zaunkönignestern wertete jüngst MARQUARDT ( 2016) für ein Untersuchungsgebiet im nördlichen Mecklenburg aus. Darunter rangieren acht Fäl­le unter" Waldhütte/ Bauwagen/ Futterkrippe/ Hochstand Holzbrücke. Acht weitere Nester be­fanden sich innerhalb von Stallungen oder Schup­pen, davon sechs in Rauchschwalbennestern. Die anderen beiden scheinen am ehesten vergleichbar mit dem hier beschriebenen Nest: eines, an Decken­lampe in einem Schuppen" sowie eins auf Leitung in Mauerecke innerhalb eines Stalles". Als Ein­flugmöglichkeit dienten ein Türspalt oder defekte Fenster. Auch DALLMANN( 1987) nennt bei sogar 1.997 Nestern nur als große Ausnahme Nester in ei­nem Stall und in einer Hütte. Keine dieser Beschrei­bungen erinnert jedoch an einen gefliesten Raum in einer Industrieruine.

Literatur

ABBO ARBEITSGEMEINSCHAFT BERLIN - BRANDENBURGISCHER ORNITHOLOGEN( 2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Verlag Natur& Text, Rangsdorf . DALLMANN, M.( 1987): Der Zaunkönig. Neue Brehm- Büche­rei 577, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg .

GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER( 1985): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 10/ II Passeriformes( 1. Teil). Aula- Verlag, Wiesbaden .

Otis 23( 2016)

Zusätzlich zu der ungewöhnlichen Anlage des von uns gefundenen Nestes ist auch die Höhe bemer­kenswert. Die meisten Nester werden in Bodennähe oder je nach Biotop nur wenig höher als 1,5( bis 2) Meter über dem Erdboden errichtet. Nur ausnahms­weise brütet der Zaunkönig in größerer Höhe, etwa 10 m hoch in Weißtanne bzw. Schwarzspechthöhle, 12 m hoch in einer Esche bzw. Fichte oder sogar 18 m hoch in einem Habichthorst( GLUTZ& BAUER 1985). Auch bei MARQUARDT( 2016) betrug die mittlere Höhe aller 900 gefundenen Nester nur 1,38 m; 80% der Nester waren bis 2 m hoch gelegen, und das höchste Nest befand sich 7 m hoch am Stamm einer Fichte. In Süddeutschland fand DALLMANN( 1987) bei 1.080 Nestern nur 1,9% davon ab 3 m Höhe.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das von uns gefundene Zaunkönignest sich durch besondere Naturferne auszeichnet und zudem in einer ungewöhnlich großen Höhe errichtet wurde. Die Tatsache, dass es anscheinend nicht zu einer Brut in diesem Nest gekommen ist, zeigt gleichwohl, dass das Männchen kein Weibchen für das von ihm ange­botene exklusive Nest begeistern konnte.

KLAFS, G.& J. STÜBS( 1977): Die Vogelwelt Mecklenburgs. Gustav Fischer Verlag , Jena .

MAKATSCH, W.( 1976): Die Eier der Vögel Europas, Bd. 2. Neumann Verlag, Leipzig , Radebeul .

MARQUARDT, R.( 2016): Zur Brutbiologie des Zaunkönigs

Troglodytes troglodytes in Mecklenburg- Vorpommern . Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.- Vorpomm. 48: 246–256.