Heft 
(1919) 27
Seite
111
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Märker.

Gedicht von Hedda von Schmid.

Es war am Abend vor der Schlacht Märker hielten im Graben die Wacht.- In Sinnen versunken einer stand,

Ein Fahnenjunker aus Havelland.

In der Ferne vereinzelter Schüsse Fall Der Junker starrt in den Sonnenball: Schau ich heute zum letztenmal

Der sinkenden Sonne glutroten Strahl

Der eine Gefreite summt vor sich hin,

Ein Lied kommt ihm heute nicht aus dem Sinn: Und wenn ich schon die Heimat doch

Gar niemals wiederseh

Ich wollt, ich säss nur einmal noch

Zu Treptow an der Spree.

Und er schaut ihn im Geist von Grün umkränzt Den Strom... Die Kirche von Stralau glänzt

Im letzten sinkenden Abendschein

Ein Spreekahn fährt in die Nacht hinein

Und es rauscht in den Bäumen und flüstert im Ried Vom Leben und Sterben das uralte Lied.

Vom Oderstrande waren es vier:

Drei Gemeine und ein Unteroffizier.

Sie haben zusammen die Schulbank gedrückt,

Und sind miteinander ins Feld gerückt.

Wenn ich morgen falle du weisst ja, dann schreib.. Den gleichen Dienst mir, Kamrad, wenn ich bleib, Dann schwiegen die Vier.... Das Grauen der Schlacht

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Kroch langsam heran durch sternlose Nacht..

Die Sonne stand hoch! Auf blutigem Feld Lag sterbend ein todwunder märkischer Held

Seine Lippen flüstern er weiss es nicht

Dass tonlos er einen Liedreim spricht: Und wenn ich auch die Heimat doch Gar niemals wiederseh'

Bloss einmal säss ich gerne noch

Zu Treptow an der Spree.