Märker.
Gedicht von Hedda von Schmid.
Es war am Abend vor der Schlacht— Märker hielten im Graben die Wacht.-— In Sinnen versunken einer stand,
Ein Fahnenjunker aus Havelland.
In der Ferne vereinzelter Schüsse Fall— Der Junker starrt in den Sonnenball: „Schau ich heute zum letztenmal
Der sinkenden Sonne glutroten Strahl
Der eine Gefreite summt vor sich hin,
Ein Lied kommt ihm heute nicht aus dem Sinn: „Und wenn ich schon die Heimat doch
Gar niemals wiederseh’
Ich wollt’, ich säss nur einmal noch
Zu Treptow an der Spree.“
Und er schaut ihn im Geist— von Grün umkränzt— Den Strom... Die Kirche von Stralau glänzt
Im letzten sinkenden Abendschein—
Ein Spreekahn fährt in die Nacht hinein
Und es rauscht in den Bäumen und flüstert im Ried Vom Leben und Sterben das uralte Lied.
Vom Oderstrande waren es vier:
Drei Gemeine und ein Unteroffizier.
Sie haben zusammen die Schulbank gedrückt,
Und sind miteinander ins Feld gerückt.
„Wenn ich morgen falle— du weisst ja, dann schreib’.. „Den gleichen Dienst mir, Kam’rad, wenn ich bleib’,“ Dann schwiegen die Vier.... Das Grauen der Schlacht
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Kroch langsam heran durch sternlose Nacht..
Die Sonne stand hoch! Auf blutigem Feld Lag sterbend ein todwunder märkischer Held—
Seine Lippen flüstern— er weiss es nicht—
Dass tonlos er einen Liedreim spricht: „Und wenn ich auch die Heimat doch Gar niemals wiederseh‘'—
Bloss einmal säss ich gerne noch
“ Zu Treptow an der Spree.