Heft 
(1907) 15
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18. (ii. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres

Mittwoch, den 2i. Februar 1906, nachmittags 4 1 /? Uhr im Alten Akademie- Gebäude, Unter den Linden 38.

Besichtigung der Deutschen Heimarbeit-Ausstellung.

In dem alten Akademie-Gebäude, welches zum letzten Male vor seinem Abbruch für die Öffentlichkeit gelegentlich der Heimarbeitaus­stellung benutzt wird, wurden etwa 150 Mitglieder und Freunde der Brandenburgs von Herrn Professor Dr. Ernst Francke, Herausgeber derSozialen Praxis, Namens des Ausstellungs-Ausschusses empfangen. Bei der Führung beteiligten sich dieJIerrenStadtverordueten Goldschmidt und Sassenbach sowie der Vorsitzende der Gewerbe-Deputation Herr Stadtrat Ernst Friedei.

Herr Francke hieß die Erschienenen willkommen und entwickelte den Gedanken der Heimarbeitausstellung.

Unter Heimarbeitern versteht man im allgemeinen solche Arbeiten, welche auf Bestellung in ihrem Heim Arbeiten liefern, unter Haus­industriellen solche, welche einen Gewerbszweig als Unternehmer in ihrem Heim betreiben. Sie sind oft Heimarbeiter und Heimindustrielle Arbeitnehmer und Arbeitgeber, in Einer Person. Wie groß die Zahl der Heimarbeiter ist, entzieht sich, da es noch nicht gelungen ist, sie zur Versicherung heranzuziehen, jeder Berechnung. Dies gilt auch für Berlin, wo u. a. eine Menge Personen weiblichen Geschlechts Heimarbeit, oftmals gewissermaßen verstohlen und nicht selten unter Vorschiebung eines andern Namens betreiben, weil sie, den sogen, besseren Ständen angehörig, in ihrer Arbeitstätigkeit nicht gern erkannt und bekannt werden möchten.

Auf dem ersten Blick erscheint die Tätigkeit der Heimarbeiter dem Unkundigen nicht selten als idyllisch und empfehlenswert. Vater und Mutter und Kinder arbeiten zusammen in der Wohnung einträchtig. Sie können sich die Arbeitszeit einrichten wie sie wollen, sie sind an

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