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Pastor Staemmler, Schloß Bailingen. R3
eingestiiizt oder zeigte bedenkliche Risse, so daß Stützmauern aufgeführt wurden und das Altertümliche dem Modernen weichen mußte. Aber noch ist genug Altertümliches vorhanden! Am meisten werden vom Laien die verschiedenen Deckengewölbe im Hauptgeschoß bewundert, ferner die geheimen schmalen Wandtreppen in den ca. 1 1 3 Meter starken Mauern. Sie gehen z. B. von einer Fensternische aus, wo kein moderner Mensch etwas derartiges vermutet. Von Anfang an werden sie übrigens mehr der Bequemlichkeit als zur Sicherung bei Kriegsgefahr gedient haben. — Noch heute steht ein alter Mauerturm, vom Volk das kleine Gefängnis genannt! Mächtig wird er überwuchert von üppigem Grün, eine anschauliche Illustration zu dem Dichterwort von dem neuen Leben, das auf den Ruinen blüht.
Der Volksmund behauptet auch, daß in den Wänden Räume vorhanden wären, in denen noch Skelette, an Ketten geschmiedet, lägen. Auch von einem unterirdischen Gang nach dem 6 Kilometer entfernten Kloster Zehdenick wird gefabelt. Die große alte Küche im Schloß mit ihrem großen Rauchfang bezeichnete der Herr Provinzialkonservator bei seiner Besichtigung im Herbst 1905 als das Interessanteste, was er in der Art gesellen. Die Deckengewölbe sind wohl am schönsten in einem jetzt als Schmiede benutzten Raum, der wohl ursprünglich die Ilaus- kapelle gewesen. Zum obern Stockwerk führt eine alte Wendeltreppe, die den modernen Konstruktionsregeln Hohn spricht, aber dennoch noch heute fest steht.
Außer den hier produzierten Photographien habe ich noch deren neun aufgenommen, die der Liebhaber im Märkischen Museum in Berlin besichtigen kann. Viel Interessantes habe ich jedoch nicht aufnehmen können. Möge es in natura erhalten bleiben!
Die im Vorstehenden enthaltenen historischen Notizen sind teils den Mildenberger Pfarrakten entnommen, teils mir von meinem Amtsbruder Much in Löwenberg gütigst zur Verfügung gestellt.