Heft 
(1907) 15
Seite
62
Einzelbild herunterladen

62

Pastor Staemmler, Schloß Batlinxen.

und müsse der Küster unnütz warten. 3. in inatre et filia (Mutter- und Tochtergemeinde) werde das Jahr 20 mal Abendmahl gehalten (jetzt 5 mal!), viele linden sich erst Sonntags morgens zur Absolution ein, vorgebend, daß sie des Tages zuvor vom llofedienst nicht soviel Urlaub erlangen könnten, sich zur Konfession einzustellen, wodurch der Gottes­dienst verzögert werde. Wenn in Badingen vesper gehalten wird, mühte der Prediger den ganzen Tag hungern.

Erwähnt mag auch weiden, daß aus eben dieser Zeit als Kirchen­inventar eine silberne Röhre neben andern Dingen genannt wird. Diese Röhre diente gewiß demHofe zum Abeudmahlsgenuß. Man muß dabei unwillkürlich an den in unserer Zeit geforderten Einzelkelch denken! Solche Röhren sollen damals übrigens öfters für die einzelnen Familien in Gebrauch gewesen sein.

Mit Friedrich Wedige von Trott starb 1727 die Badinger-Linio der Trotts aus. Von den andern Trotts und Trothas erhobene Erbansprüche wurden vom Fiskus nicht anerkannt, Badingen vielmehr in eine Königl. Domäne verwandelt und verpachtet, zeitweise auch mit dem benachbarten Amt Zehdenick vereinigt. Verschiedene Pächter scheinen auf dem alten Herrenschloß gesessen zu haben. Ihre Namen sind wenig bekannt. Nur weiß man, daß unter Amtman Joachim zwei baufällig gewordene Stock­werke des alten Schlosses abgetragen sind. Wie die Abbildungen zeigen ist das Gebäude jetzt noch ziemlich so hoch wie der Kirchturm, in alter Zeit war es also noch bedeutend höher.

Anfang des 19. Jahrhunderts kam die Pachtung in die Hände der Familie Fischer, die dieselbe bis jetzt inne hat, und die in der Mitte des Jahrhunderts das Centruin der Bewirtschaftung nach dem Vorwerk Osterne verlegte.

Dies Osterne war schon in der Anfangszeit der deutschen Besiedelung durch den Brandenburger Bischof Heinrich von Ostheren angelegt und ein großes Bauerndorf gewesen, durch die Raubzüge der heidnischen Wenden aber in einewüste Mark verwandelt. (Ostheren ist auch ein Dorf in Sachsen!) Ausgrabungen gelegentlich des Baues der Spiritus­brennerei in Osterne bei Badingen haben manche interessante, auch prähistorische Funde zu Tage gefördert, die in dem Königl. Museum in Berlin aufbewahrt werden sollen.

Seitdem wurde das Schloß in Badingen zeitweise als Witwensitz und zu ähnlichen Zwecken benutzt, das obere Stockwerk auch zu Beamteu- Wohnungen verwendet.

Wenn einmal in Osterne ein modernes Herrenhaus erbaut ist, wäre es vielleicht ratsam, wenn der Fiskus das alte Schloß in Badingen samt dem zugehörigen Park an eine geeignete Persönlichkeit verkaufte, die die Verpflichtung übernähme, das Gebäude seinem altertümlichen Charakter gemäß zu konservieren. Schon jetzt ist manches Kreuzgewölbe im Keller