Märkische Inschriften und Sprüche.
251)
Am Bahnhof Börse nahe dem Zirkus Busch lasen wir vor Jahren folgende Sprüche:
Genieß, solang du frisch und jung,
Einst labt dich die Erinnerung,
und
Wo man Bier trinkt, kannst du ruhig lachen,
Böse Menschen trinken scharf re Sachen.
Aufs höchste pries den Wert des Bieres ein Spruch einer Stehbierhalle in der Kommaudautenstraße:
IUitt’ Adam bairisch Bier besessen,
IUltt’ er den Apfel nicht gegessen.
Und um mit Berlin vorläufig Schluß zu machen, sei einmal eine llumpeninschrift aus einem Schaufenster mitgeteilt:
Wer diesen Humpen oftmals leert,
Der sei als Zecher hochgeehrt.
Dann noch einen guten Berliner Witz aus der Parochialstraße. Dort steht hart an der Klosterstraße eine leider jüngste modernisierte Kneipe, die früher außen die Bezeichnung trug: Klosterkeller. Im Innern an der Wand außer der auf Täuschung^des historischen Bewußtseins berechneten Inschrift: „liier wohnten die ersten Schulzen,
noch die Worte: Erbaut 1315.“ Als nun eines schönen Tages mein
Freund, der mit mir früher allwöchentlich einmal im Klosterkeller einkehrte, den Wirt fragte: „Sollte diese Kneipe wirklich schon so alt
sein? wurde ihm von dem pfiffigen Manne die unerwartete Auskunft: „Der Grund und Boden soll noch viel älter sein!“ Weil wir es aber mit dem gleichfalls trink- und lebensfrohen Baumbach halten, dem Rudolf Presber so innig nachgesungen hat:
Nun ist verrauscht die letzte Welle,
Du Zecher, fröhlich und gelahrt,
Nun bist Du, wandernder Geselle,
Am Ende Deiner Wanderfahrt,
Und bei den Humpen der Poeten Der Deine bis zur Neige leer;
Du hast den Heimweg angetreten:
Im Becher keinen Tropfen mehr!
Also, weil wir es mit seinem Wort halten:
„Nach schönen Blumen darf ich schau’n Auch über fremden Gartenzaun“,
sei es einem dem Verewigten ^gleichgesinnten zechfrohen Wandersmann erlaubt, diesen märkischen Trink- und Kneipspriichen noch einige Verse gleicher Art anzureihen, die er sich in wonnigen Sommertagen