Heft 
(1907) 15
Seite
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Mltrkische Inschriften und Sprüche.

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auf thüringischem Boden am Sagenreichen Kyffhäuser und in der sagen­schweren güldenen Helmeaue erwandert hat.

Im Gasthofzum Barbarossa des letzten preußischen Dorfes Sittendorf am Kyffhäuser, von wo wir erst jüngst zu unsrer Sedanfeier beim Kaiser Rotbart aufstiegen, teilte der Wirt durch ein Bild mit Unterschrift mit:

Ich borge von dem Tage an,

Wo auf dem Fasse kräht der Halm;

Daneben:

Es glänzt der Stoff im Sonnenlicht,

Wer gleich bezahlt, vergißt es nicht.

Unweit davon im großen Dorfe Bennungen brülltder schwarze Löwe folgende Bemerkuugen:

Bier oder Wein, das ist ganz Wurst,

Die Ilauptsach ist ein guter Durst.

Der beste Trinkspruch ist unbedingt:

Sprich nicht viel, doch sehr viel trink.

Hast Schmerzen du in Hals und Mund,

Trink kräftig Bier, du wirst gesund.

Trink gut und rein,

Zuviel laß sein,

Ob Heide, Jud ob Christ,

Herein, was durstig ist.

Für geschmacklos und profanierend muß ich den Vers aus dem Goldenen Löwen in Berga (Helme) halten:

Wer nie sein Brot mit Häring,

Wer nie ob wild durchschwärmter Nächte Still duldend in der Ecke saß,

Der kennt euch nicht, ihr Katermächte!

Eher lassen wir uns gefallen:

Hurra dem Hopfen, Hurra dem Malz!

Sie sind des Lebens Würze und Salz;

Euch durstge Seelen grüß ich alle,

Bekonnns euch wohl in meiner Halle!

Bei der bekannten Necklust der Thüringer (die übrigens selten ausartet) und bei ihrer Lust anJägergeschichten dürfte nicht unangebracht sin, was über dem Stammtischsofa imGrünen Zweig zu Breitungen a. Harz steht:

Hier wird nischt ver ebbel (übel) genommen.

Und auf der Schnupftabaksdose des Stammtisches lesen wir: Schnupf wer will, aber nicht zu tief gegriffen!