8, (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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stirbt also allen Prophezeiungen zum Trotz nicht aus. Seltsam ist es aber (loch, daß auch diesem Poeten die Mark aus „kargem Sand und armer Heide“ zu bestehen scheint. Kommt denn niemals ein Berliner Poet in die Uckermark, in die Prignitz, in die Grafschaft Ruppin, in die Neumark mit ihrem fetten Boden und ihren ragenden Buchenwäldern? Die Eisenbahnen erlauben doch weite Touren Sonntags bis in jene gesegneten Landstriche der Mark, die sich mit Mecklenburg, Neu Vor- Pommern und Holstein in jeder Beziehung wirtschaftlich und aesthetisch messen können. Immer wird leider noch von den märkischen Dichtern durch die getrübte Brille von Willibald Alexis gesehen, der fast nur Heide, Moor und Sand kennen gelernt zu haben scheint. Damals war das Reisen allerdings viel umständlicher und kostspieliger. Es sollte doch jetzt einmal in der jüngeren Generation ein hellerer fröhlicherer Ton, wie er dem Märkischen Laubwald eigen ist, angeschlagen werden. Wer wird endlich einmal einen fröhlichen, märkischen Waldhornruf erschallen lassen?
LXXXV. 1806. Wir nähern uns der Erinnerung an die Unglückszeit vor 100 Jahren und lassen die Erinnerungen daran auch in unserer Brandenburgia im Geiste vorüberziehen ohne uns gedemütigt zu fühlen, aber auch ohne den hochmütigen Gedanken, daß Preußen und Deutschland dergleichen niemals wieder passieren könne.
In kurzer Zeit werden in rascher geschichtlicher Folge die wehmütigen und traurigen Ereignisse vorbeirollen, die sich an die Schlachtennamen — Saalfeld — Auerstedt und Jena knüpfen.
Eine erhebende Feier wird von dem uns befreundeten Verein für die Geschichte Berlins zum Gedächtnis des Todes des genialen und unglücklichen Prinzen Louis Ferdinand (f 10. Okt. 1806) am 13. k. M. im Bürgersaale des Rathauses veranstaltet werden. Auch die Brandenburgia wird häufig genug Gelegenheit haben auf die Ereignisse der Unglücksjahre von 1806 bis 1812 einzugehen.
Prof. Dr. Paul Weber in Jena scheint mir die richtige Empfindung auszudrücken, mit welcher wir an die Gedenktage von 1806 herantreten sollen, wenn er sagt: „Die Geschichte ist da, um aus ihr zu
lernen. Der ernste Rückblick wird aber auch das Gefühl des Dankes auslösen für das Gute, was uns die unglückliche Schlacht bei Jena gebracht hat. Kein Geringerer als Fürs t Bismarck hat dieser Erkenntnis klaren Ausdruck verliehen in der denkwürdigen Rede, die er am 31. Juli 1892, umbraust von dem Jubel einer begeisterten vielköpfigen Menge, auf dem Jenaer Marktplatze gehalten hat. Er sagte da:
Der Name Jena hatte für mich als Sohn einer preußischen Militärfamilie einen schmerzlichen und niederdrückenden Klang. Es war das natürlich, und ich habe erst in reiferen Jahren einsehen gelernt, welchen Ring in der Kette der göttlichen Vorsehung für die Entwickelung unseres