Heft 
(1907) 15
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10. (7. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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stationären Drehbühne eingerichtet, so daU alle übrigen Erfordernisse der Bühne, wie Versenkungen etc. in jeder beliebigen Stellung der Dreh­bühne benutzt werden können. Eine Versenkung z. B. wurde zum groben Schrecken der darauf Stehenden in Bewegung gesetzt. Auch der Donner wurde uns vorgemacht. Endlich sahen wir an der Seite die zahlreichen Seile für die Züge aller Art und die Beleuchtungsvorrichtungen oben und unten für die erforderlichen farbigen Lichteffekte.

Die Räume hinter der Bühne dienen als Magazine und Requisiten- räume, als Maleratelier und Schneiderwerkstatt. Durch einen Teil dieser Räume gelangten wir nach dem gegenüberliegenden schmäleren Hof und stiegen hier abermals eine Treppe in die Höhe, in die Wandel­gänge und Foyers, und durch diese in den Zuhörerraum. Hier ging es natürlich noch besonders lebhaft zu, überall waren Handwerker tätig und daneben schon die Scheuerfrauen mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Der Zuschauerraum uinfal.lt ein grobes Parkett und zwei Hänge. Das Parkett enthält 500 Sitzplätze. Die Wandflächen sind in Weib und Gold gehalten und das Gestühl in leuchtendem Kot. In der Mitte hängt ein kreisförmiger Leuchter und darüber ist an der Decke ein Gemälde angebracht, das Wolken und fliegende Kraniche nebst dem blauen Himmel dazwischen darstellt.

Auf dem Rückwege wunderten wir quer durch das Vestibül hinter dem Haupteingange der nach dem Nollendorfplatz hin liegt, weiter und stiegen auben wieder eine Treppe in die Höhe zum 1. Rang; hier gingen wir durch die Sitzreihen hindurch wieder auf den Hof hinaus, um eine zweite Treppe zum 2. Rang hinaufzusteigen. Die Ränge enthalten zu­sammen noch 700 Sitzplätze. Im ersten Gesehob liegt nach vorn heraus der Konzertsaal, er hat die Form eines länglichen Rechtecks. An der einen Schmalseite belindet sich ein 85 qm grobes Podium für das Orchester und an den anderen drei Seiten sind breite und tiefe Nischen angebracht. Eine Decke in Weib und Rot überspannt den mächtigen Raum. Der Saal enthält 1000 Sitzplätze. In derselben Höhe liegt noch ein grober Restaurationsraum und mehrere kleinere Gesellschaftsräume, in der nächst höheren Etage befindet sich ein Weinrestaurant, das durch Nischen und Lauben kleinen Gesellschaften Platz zum ungestörten Auf­enthalt bietet. Dieses Restaurant kann bei besonderen Gelegenheiten durch Entfernung der Lauben mit dem groben Saal verbunden werden. Für diesen ausgedehnten Wirtschaftsbetrieb befinden sich im 3. und 4. Stockwerk die nötigen Wirtschaftsräume, d. h. Küchen, Bäckereien, Vorratskammern, Fischbassins, sowie Eis- und Kühlräume. Durch alle diese Räume wurden wir hindurchgeführt und konnten uns von ihrer Zweckmäbigkeit bzw, ihrer Schönheit überzeugen: denn viele von ihnen waren schon bis auf einige Aufräumungsarbeiten fertig gestellt. Waren doch in diesen letzten Tagen 1500 Menschen in dem Gebäude beschäftigt.