Heft 
(1907) 16
Seite
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15. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 27

Tafelwäsche der Kommandantur übergeben. Die Weiterbeförderung dieser Kisten wurde aber unterlassen und so fielen sie bei der Übergabe der Festung den Franzosen in die Hände. Die Bilder wurden von den Franzosen nach Berlin gebracht und dann nach Paris gesandt. In den Jahren 1814 und 1815 wurden die geraubten Kunstschätze größtenteils von dem siegreichen Heere nach Berlin und Potsdam zurückgebracht. Der Verbleib der königlichen Tafelwäsche hat aber nie ermittelt werden können. In Küstrin hat sich bis auf den heutigen Tag das Gerücht er­halten, das königliche Silbergeschirr wäre durch Verrat den Franzosen in die Hände gefallen, was aber erwiesenermaßen nicht der Fall ist, da es rechtzeitig über Stettin, Kopenhagen nach Memel in Sicherheit gebracht war.

Der Aufenthalt des Königspaares in Küstrin währte bis zum 26. Oktober früh. Am 21. Oktober besahen der König und die Königin, vom Kommandanten geführt, die Wälle der Festung. Der Kommandant soll hierbei dem Könige die Versicherung gegeben haben, er werde die Festung nicht eher übergeben, als bis ihm das Schnupftuch in der Tasche brenne.

Während des Aufenthaltes in Küstrin sahen die Bewohner ihre ge­liebte Königin, in einen einfachen Reisemantel gehüllt, mit gesenktem Haupte neben dem Könige in tiefem Gespräch öfter auf dem Glacis spazieren gehen. Von Küstrin aus wurden die weiteren Friedensver­handlungen mit Napoleon fortgesetzt. Unaufhaltsam näherte sich das feindliche Heer der Hauptstadt, in die Napoleon am 27. Oktober einzog. Da Davout bereits am 25. Oktober östlich von Berlin stand, so war das Königspaar genötigt, Küstrin zu verlassen. Bei seinem Fortgange befahl der König dem Kommandanten die Festung energisch zu ver­teidigen, was aber leider nicht geschah, und am 1. November hatte die Festung bereits kapituliert. Noch am 27. Oktober schrieb der Komman­dant an den König:Ich werde übrigens meiner Pflicht gemäß die mir anvertraute Festung auf das Äußerste verteidigen. Die Reise ging zu- nächst bis Driesen, von hier schrieb der König am 27. an den Komman- danten, daß er die Festung den Befehlen des Fürsten Hohenlohe unter- stellt habe und dieser bei Stettin anzutreffen sei, und daß er, der König, | am nächsten Tage, den 28. von Driesen nach Stargard dem Hohenlohe- schen Korps entgegengehen würde. In Stargard erfuhr aber der König die unglückliche Kapitulation des Fürsten Hohenlohe bei Prenzlau am 28. Oktober, die Reise wurde nun über Schneidemühl, Bromberg nach Graudenz fortgesetzt, welche Stadt das Königspaar am 3. November er­reichte. Hier blieb die Königin bis 15. November abends, der König bis zum 16. früh, und fuhren nach Osterode, wo sie einige Tage blieben. Am 23. November wurde Orteisburg erreicht, von hier ging der König I am 25. nach Pultusk zum russischen General v. Bennigsen und unter-

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