Heft 
(1907) 16
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26 15. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Das sonst so stille Küstrin hatte durch den Aufenthalt des Königs- paares ein anderes Gepräge bekommen. Küstrin war bereits von Flücht­lingen angefüllt. Beamte, Grundbesitzer und Bauern hatten ihre Habe und ihre Familien nach der Festung geschafft. Wagen voll Möbel etc. verstopften die Straßen und erhöhten den Wirrwar.

Nach Küstrin wurden nun in aller Eile von Berlin verschiedene Kost­barkeiten und Papiere des Königlichen Hauses geschattt. Das Hof­marschallamt in Berlin schreibt unter dem 18. Oktober an den Oberst v. Ingersleben, Kommandant von Küstrin:Euer Hochwohlgeboren

werden hierdurch benachrichtigt, daß auf Befehl Sr. Exzellenz des Gouverneurs, Herrn Grafen v. d. Schulenburg, drei Kähne mit Königl. Silber, Pretiosen, Papieren an Ew. werden abgesandt werden, wovon gestern Abend der erste, und heute die beiden anderen abgegangen sind. Ew. werden daher hierdurch ganz ergebenst ersucht, solche in der Festung an einem feuerfesten Ort gut aufbewahren zu lassen. Man muß es aber zugleich denenselben anheim gestellt seyn lassen, solche Maß­regeln vorläufig zu treffen, daß diese Eft'ekten bei etwaiger zu ver- muthender Unsicherheit weiter nach Stettin transportiert werden könnten, und ob solche deshalb vorerst noch verladen bleiben müssen.

Die Ladung der drei Schifte bestand in 150 Kisten. Diese Schiffe blieben aber nicht lange in Küstrin, denn die gesamten in Stettin an­wesenden Minister zeigten dem Könige unterm 23. Oktober an, daß das Kabinettsarchiv des auswärtigen Departements alle Dokumente, die Geld­bestände und das goldene Service nach Danzig durch Lastfuhrwerk be­fördert sei, wohingegen das Silbergeld und die Bestände der Silber­kammer in Schiffe verladen und bis zur weiteren Bestimmung nach Swinemünde gesandt wären. Es waren dies 4 dänische Schifte, welche die Ladung bis Pillau brachten. In der Befürchtung, der Feind möge sich Königsberg nähern, hatte der König schon im November 1806 be­stimmt, daß die nach Königsberg gesandten Geldbestände, Pretiosen und wichtigen Papiere teils nach Memel gesandt, teils in Schiffe verladen nach Riga oder Kopenhagen geschafft werden sollten. Am 22. Dezember 1806 verließen die 4 dänischen Schifte die Pillausche Rhede, zwei, von denen das eine seeuntüchtig geworden, blieben in Danzig, die zwei anderen erreichten glücklich Kopenhagen. Diese beiden Schifte fuhren im Mai wieder nach Memel zurück, wo sie am 24. Mai eintrafen. Auf Anordnung des Ministers v. Voß wurden sämtliche Kisten mit dem Silbergeschirr, Kostbarkeiten und Papieren in Memel sicher unter­gebracht.

Eine zweite Sendung des Hofmarschallamtes von 4 Kisten mit Ge­mälden, worin sich 62 Gemälde aus der Bildergalerie in Sans-souci und 8 aus dem Marmorpalais befanden, wurde am 23. Oktober mittels Fuhrwerk nach Küstrin gebracht und diese nebst 10 Kisten königlicher