16. (6. ordentliche) Versammlung des XV, Vereinsjahres.
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'in der Tüchtigkeit der Armee und ihrer Führer geirrt, und so haben /wir unterliegen müssen.“ Am nächsten Tage setzte die Königin die i Reise nach Stettin fort, wo sie bis zum 20. Oktober mittags blieb. Von sfhier schreibt die Königin in einem Schreiben aus Stettin den 20. Oktober San den König inbezug auf die Berliner: „Das Volk in Berlin, welches | glaubte, ich sei gefangen, begleitete meinen Wagen und sammelte sich zu tausenden am Palais unter meine Fenster und schrieen immer nach mir. Nein, solch ein Volk gibt es nicht mehr. Zwölftausend Bürger wollen sich bewaffnen und 15 hundert von den vornehmsten außer den i 12 tausend, sind ebenfalls bereit, Dir zu folgen und für Dich zu fechten, wo Du willst. Die Nachricht der unglücklichen Bataille, statt sie niederzuschlagen, hat sie nur noch mehr erbittert gegen den Feind, und ihre j Anhänglichkeit, Ergebenheit für Dich, für ihren König und Vaterland ?* noch vermehrt. Es ist unbeschreiblich was sie Dich lieben, alle Aufopferung bereit zu bringen, ihr Blut und Gut; Kinder und Väter, alles steht auf, Dich zu schützen!“
In Stettin erhielt die Königin am 20. ein Schreiben vom Könige aus Wriezen vom 19. Oktober, in dem er sie auflfordert, zu ihm nach Küstrin zu eilen.
Unmittelbar vor ihrer Abreise ließ die Königin den Kabinettsrat Lombard, vielleicht mehr zu seinem eigenen Schutze, festnehmen, denn bereits in Berlin hatte sich eine äußerst feindliche Stimmung bei seiner Rückkehr aus dem Hauptquartier gezeigt, da man behauptete, daß er im Solde Napoleons stände. Der König gab aber nach einigen Tagen von Küstrin aus den Befehl, den Kabinettsrat Lombard aus der Haft zu entlassen.
Die Königin reiste in Begleitung der Gräfin Truchseß und des Kammerherrn v. Buch, einer Kammerfrau und Kammerdieners über Bahn, Schönfließ, Bärwalde nach Küstrin.
Zwischen Bahn und Schönfließ traf sie den Minister v. Hardenberg der von Küstrin kam und nach Stargard fahren wollte. Die Königin bat den Minister nach Küstrin zurückzukehren; er erfüllte ihr die Bitte und stieg zu ihr in den Wagen.
Gegen 10 Uhr abends fuhr die Königin durch das Zorndorfer-Tor in die Stadt, wo der König die vom Schmerz tief gebeugte Königin im Gasthaus zum „Goldenen Hirsch“ empfing. Welche großen Ereignisse hatten sich doch innerhalb dieser einen Woche, nachdem die Königin vom König vor Auerstedt Abschied genommen hatte, zugetragen. Am 21. Oktober setzten die Kinder der Königin die Fahrt über Köslin nach Danzig fort, wo sie einige Tage blieben. In den ersten Tagen des Novembers erreichten sie Königsberg, aber erst am 9. Dezember sahen daselbst die Kinder ihre über alles geliebte Mutter wieder.