19. (9. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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noch 2 (eigentlich 3) Teiche befanden, die zuin Wäschespülen, als Pferdeschwemme usw. dienten. Der eine dieser Teiche lag ungefähr an der Stelle, an der heute das Rathaus steht; er war sehr tief und es wird erzählt, daß mehrfach Pferde in ihm ertrunken sind. Die anderen Teiche lagen in der Wilhelmsaue; auf der Karte ist nur der eine dargestellt, da der zweite mitten in der Aue gelegen, wenig tief war und häufig austrocknete. In der Mitte der Aue stand ferner das Spritzenhaus mit seinen nach heutigen Begriffen wohl etwas primitiven Apparaten und gegen die beiden Enden hin stand je ein Backofen. Beide Backöfen waren zweiteilig. Der westliche ältere Backofen war in seinem rechten Teil für die Bewohner des Rittergutes, in seinem linken Teile für die Bauern der Westseite des Ortes bestimmt. Der andere Backofen gehörte den Bewohnern von „Ost-Wilmersdorf“. Die Benutzung der Backöfen, die Herstellung der damals üblichen großen Brote war ein Fest namentlich für die Ortskinder, die mithelfen mußten. Sie erhielten für ihre Dienstleistung besondere kleine Brote „Deelkuchen“ (Teilkuchen) genannt. Die Besitzer der einzelnen Grundstücke sind auf dem Plane angegeben, wir treffen hier auf manche jetzt noch bekannte Namen.
Die äußerste Westecke der Aue bewohnten damals die Geschwister Melditz (Martin, Leopold und Emilie). Das kleine Häuschen mit seinen prächtigen alten Taxus- und Eibenbäumen steht noch heute, auch die damaligen Besitzer waren bis vor wenigen Jahren noch am Leben. Das Häuschen mit seinem Garten hat mehrfach auch Berlinern als Erholungsort gedient.
An die Besitzung der Geschwister Mehlitz schließt sich das Grundstück des „Lamm Meyer“ an. Der damalige Besitzer, der Vater des jetzigen, betrieb hier die neben dem Dorfkrug einzige Gastwirtschaft des Ortes, die unter dem Namen „Zum goldenen Lamm“ eine ziemliche erhebliche Bedeutung hatte. Nach der Augustastraße war eine Rampe hinausgebaut (auf dem Plan angedeutet) und hier herschte stets ein reger Verkehr. Der Gasthof lag an der Heerstraße von Charlottenburg und Bellevue nach Jagdschloß Grunewald und weiter nach Potsdam; viele Ilofequipagen und Reiter kamen hier vorbei und die Reisenden versäumten es nicht auf der Rampe oder in dem Hause einen kühlen Trunk zu tun.
An der andern Seite der Augustastraße wohnte Friedrich Schramm, der Müller. Er bediente die alte Mühle am Schmargendorfer Weg (auf dem Plan angegeben), die bis vor wenigen Jahren noch dort stand, dann aber der Bebauung weichen mußte. Hierauf folgte das Wohnhaus des damaligen Schulzen Brandt, das früher mit zum Rittergute gehörte, aber schon seit mehr als 100 Jahren im Besitze der Familie Brandt sich befand. Hier lag das als Dorfkrug bekannte älteste Gasthaus Wilmers-
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