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10. (8. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
der Wand sind die alten Grabsteine eingelassen worden. Außerdem befindet sich hier ein schmaler langer Stein, ein Hochrelief, darstellend neun heilige Jungfrauen, aus dem Jahre 1238. Das Langschiff besitzt auf jeder Seite eine Empore, die mit Medaillons und Wappen geschmückt ist. Die 22 Bronzemedaillons stellen die Köpfe der Vorläufer, Helfer und Schutzherren der Reformation vor, und die 52 Wappen sind die der fürstlichen Förderer, wie Hutten und Sickingen u. a. An den Säulen, welche die Emporen tragen, hat man die steinernen Standbilder von neun Reformatoren aufgestellt, nämlich rechts das von Luther, Jonas, Brenz (der Reformator Württembergs) und Cruziger und links die Melanchthons, Bugenhagens, Spalatins, Urbanus Rhegius (Pfarrer in Lüneburg) und Amsdorfs. Die Glasfenster endlich des Langschiffes enthalten die Wappen von 198 Städten, welche die Reformation angenommen hatten. An der einen Säule befindet sich die Kanzel und unter ihr in der Erde die Grabstätte Luthers. Der Reformator liegt hier wirklich begraben und die Stätte ist durch eine große horizontale Bronzetafel auf einem niedrigen Postament bezeichnet, sie enthält in lateinischer Sprache die Angaben über Todestag und Jahr. Da die Schloßkirche die Universitätskirche war, so wurden die Dozenten hier begraben, auch Melanchthon wurde hier beigesetzt. Früher hat die Bronzeplatte von Luthers Grab unter der Erde gelegen, weshalb sie auch vor der Zerstörung bewahrt blieb; denn die Franzosen hatten in der Kirche während der Belagerung eine Mühle zum Mahlen von Getreide eingerichtet, die von Pferden getrieben wurde. In der Wand hinter der Kanzel ist eine große Kupferplatte eingelassen mit dem Bildnis Luthers, sie ist ein Abguß der in Jena befindlichen Grabtafel, die von Peter Vischer im Aufträge des Kurfürsten Johann Friedrich angefertigt wurde.
Der Chorraum ist von großer Ausdehnung und enthält links und rechts zunächst die Fürstenstühle mit den Wappen und dahinter, alleinstehend, den Kaiserstuhl, der besonders schön geschnitzt und geschmückt ist. Der Altar besteht aus geschnitztem Kalkstein und enthält die Gestalten Christi sowie die der Apostel Petrus und Paulus. Vor dem Altar liegen begraben die Kurfürsten Friedrich der Weise (f 1525) und Johann der Beständige (f 1532) und rechts und links sind ihi’e Grabdenkmäler von Peter und Hermann Vischer aufgestellt, an der Nordwand das des ersteren und an der Südwand das des letzteren; daneben stehen noch ihre Standbilder aus Alabaster, allerdings sehr kunstlose Werke.
Auf dem Wege zu den Wagen machten wir noch einen Abstecher in den Hof des Cranachhauses. Auf der Rückwand des Vorderhauses ist ein Grabstein Johann Friedrichs des Großmütigen, des Stifters der Universität Jena, eingemauert.