Die Fischereigeräte in der Mark Brandenburg.
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an einem solchen „Abend“, der sich allerdings häutig bis nach Mitternacht hinzog, fertig. Bei der Anfertigung dieser Netze muss gleichfalls die Stärke des Fadens, die Weichheit des Materials, sowie die Maschenweite genau beobachtet werden, „sonst fischt es nicht!“ —
Mit dem Fortschreiten der Kultur verbesserten sich auch diese Fanggeräte in der Fischerei, und in neuester Zeit, seit etwa 20—80 Jahren, sucht auch die Industrie, die sich bis dahin diesem Gebiete völlig fern hielt, die Fischer in der Herstellung der Netze und Garne zu unterstützen, denn seit dieser Zeit kennt man mechanische Netz Webereien. Bis dahin aber hiess es: „Als der Grossvater kniittete und die Grossmutter spann“! — '
In der Mark kommen nun beim Fischen folgende Geräte in Anwendung, wobei stets zu beachten ist, dass der Gebrauch der einzelnen vollständig abhängig ist von den jedesmaligen örtlichen Verhältnissen, also, ob gefischt werden soll in einem Fluss, Strom, See oder Teich. Jedes Gewässer hat seine bestimmten Fischarten, und in jedem derselben will der Fisch wieder auf eine andere Weise gefangen werden. Es kommen also folgende Geräte in Anwendung:
1. Der schon erwähnte Aalkorb und das Wehr,
2. verschiedene Arten von Garnreusen, Hamen, Waden, Netzen und Garnen.
Garnreusen unterscheidet man zweierlei Arten: die Bügelreuse „Bählrüse“ und die Flügelreuse „Flählrüse“.
Erstere ist ein von gesponnenem Hanf gestrickter, über Weiden - biigel gezogener und nach den beiden Enden hin durch Abnehmen der Maschen sich verjüngender Cylinder, dessen Enden in ihn hineingezogen wie Röhren offen gegenüber stehen. Die Endöffnungeu werden nach innen (der Mitte) durch 3 oder 4 kreuzweise straffgezogene Schnüre gegenseitig offen gehalten, wobei diese Schnüre gleichzeitig wieder dazu dienen, dem Fisch wohl den Eingang zu gestatten, ihm aber den Ausgang zu versperren.
Eine kleinere Sorte dieser Art Reusen bildet (beinahe einem Spielzeug ähnlich) die Krebsreuse, in welcher dieser Leckerbissen und Schalenritter mit Köder von Kalb- oder Hammelleber gefangen wird.
Die Flügelreuse dagegen ähnelt wieder dem aus Holzgeffecht gefertigten Aalkorb resp. Wehr; sie wird gleichfalls aus gesponnenem Hanf gestrickt und über Weidenbügel gezogen, bildet aber einen nach einem Ende hin sich verjüngenden Cylinder mit zwei eingestrickten Kehlen, deren Öffnungen nach der Spitze des Hauptcylinders hin gerichtet sind und durch je 2 resp. 3 straffe Schnüre offen gehalten werden.
Am Anfang dieser Reuse, also am ersten Bügel nach rückwärts gedacht, befinden sich die beiden sich gegenüber stehenden Flügel
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