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B. Seiffert:
einkam als von den Ziegeln; die Berechnung des Durchschnittsrein- gewinns aus den angeführten 48 Jahren ergiebt etwa 40—50 Schock pro Jahr, die einem heutigen Ertrag von 2—3000 Mark entsprechen würden. —
3. Der Streit um die „Kalkgerechtigkeit“.
Die durch die Ziegel- und Kalkbrennerei bedingten Ausgaben und Einnahmen bilden in den Stadtrechnungsbüchern bis zum Jahre 1626 eine stehende Rubrik; von da ab brechen die hochgehenden Wogen des Krieges auch über Strausberg herein, an eine geordnete und geregelte Rats- und Stadtwirtschaft war nicht mehr zu denken, denn alles ging drunter und drüber, und so war bei den unruhigen Zeitläuften ein gleichmässiger Betrieb des Ofens zur Unmöglichkeit geworden. Dass der Ofen „nebst andere Stadt Regalien durch das vorderbliche krieges- fewer anno 1630 gentzlichen eingegangen“ sein sollte, ist nicht gut denkbar; denn „anno 1646 kaufte ein gewisser Christian Lamprecht, Rathsverwandter zu Berlin, das Dominikaner-Kloster hierselbst vor 300 Thl. und liess darin die Pfeiler und Mauern, so aus Kalkstein bestunden, abbrechen und im hiesigen E. E. Raths Ziegel-Offen zu Kalk brennen,“ also muss dieser doch noch gestanden haben.
Als nun dieser Lamprecht anfing, den von ihm gebrannten Kalkstein an andere zu verkaufen und der Rüdersdorfer Bergschreiber Barthold Lehmann davon Kunde erhielt, beschwerte sich derselbe bei der kurf. Kammer in Berlin über des Lamprecht Verfahren, „weil dan bei so gestalten Sachen das ganze Jahr durch nicht ein eintziger Scheffel Kalck allhier (d. i. in Rüdersdorf) verkauft werden könte,“ und begründete die Forderung damit, „dass männiglich vndt zwart alten leütten allhier bewust sei, das sein lebelang in Strausberg kein kalck, sondern nurt Ziegel gebrandt“ — und wirklich erging am 28. Juli 1648 an Lamprecht das kurf. Verbot (bei 300 Thl. Strafe) fernerhin Kalk zu brennen „wann dir ein solches zu vollführen nicht gestattet werden kann, Indem Niemalln an dem ohrt einiger Kalck, Sondern nurt Ziegel gebrant worden, Vnd es auch Vnserm Kalckoffen zu Rühderstorflf nachteilig ist.“
Hatte der arge Krieg so sehr Alles verwirrt, oder wollte der Rüdersdorfer Bergschreiber, der Verwalter des Kurf. Bergwerks, bloss nichts mehr wissen von den ehemaligen Kalksteinlieferungen an den Strausberger Brennofen? Wie kam man jetzt plötzlich dazu, das Kalkbrennen zu verbieten, warum hatten die Kurfürsten nicht schon früher dagegen Einspruch erhoben? Zu besserem Verständniss bedarf es einiger Bemerkungen über die Kalkbrüche in Rüdersdorf und die geschäftlichen Beziehungen des Rates von Strausberg zu ihnen. —