17. (13. außerordentliche. Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
15
der nachmaligen Kaiserin Friedrich, eine Tafel mit Inschrift an einem Pfeiler anbringen lassen. Auf dem großen Querbalken vor dem Hochaltar steht neben dem Kreuz die aus Holz geschnitzte Gestalt des Apostels .Takobus (San .Tago di Compostella). Wie der Lehrer und Küster Ewald, der hier führte, erzählte, knüpft sich daran die Sage von dem einarmigen Schäfer, denn dem Jakobus fehlt ein Arm. Während der Belagerung der Stadt durch die Hussiten soll nämlich der Schäfer, ein ehemaliger Pilger, eine geheime Botschaft an den Kurprinzen nach Spandau gebracht^haben und bei der Rückkehr von den Hussiten gefangen worden sein, als er eben durch einen unterirdischen Gang von der Georgenkapelle aus in die Stadt schlüpfen wollte. Rechtzeitig hatte er aber den in eine AVachskugel gerollten Papierstreifen mit der Antwort verschluckt; weil er nun nichts verraten wollte oder konnte, riß man ihm die Zunge aus und ließ ihn laufen. So kam er in die Stadt zurück mit der Nachricht, worin die Bürger aufgefordert wurden, an einem bestimmten Tage gleichzeitig mit dem Kurprinzen über die Hussiten herzufallen. In der Schlacht focht er tapfer mit und verlor einen Arm. Die ehrwürdige Kirche besitzt innen und außen zahlreiche Merkwürdigkeiten, im Innern z. B. Totenkronen und Hussiten- pfeile und außen am Turm bemerkt man auf der einen Seite am Gemäuer ein N und auf der anderen Seite die Buchstaben J. F. N., d. h. Johann Jakob Noack. Die Maurer dieses Namens haben sich hier bei der Renovierung des Kirchturms (1845—1846) heimlich verewigt. In der alten gotischen Georgenkapelle vor dem Mühlentor erregt besonders die älteste Urkunde über den Hussitenkampf, eine Inschrift auf schwarzer Holztafel, die Aufmerksamkeit. Die jetzige Tafel ist der ursprünglichen getreulich nachgebildet, und die Inschrift lautet:
„Im Jahre nach Christi Geburt 1432, den 23. Aprilis des Mittwochs nach den hl. Ostern, war der Tag St. George, gescha die verstöhrung dieser Kapellen und Hoßpitahl Stanct George von den Hussiten, die Bernau haben belagert und gestürmt, Welch ein Ehrbarer Rat und Einwohner“.
Es fehlen die Worte „hiervon mit Macht verjaget haben“. Die jetzige Kapelle des 1325 von der Tuchmacherinnung gestifteten Hospitals wurde 1432 erbaut.
Gut, erhalten sind noch die dreifachen Wälle und Gräben vor dem Mühlentor und ein großer Teil der alten Stadtmauer. Sie geben der Stadt ein anziehendes, altertümliches Gepräge und bilden ihren wichtigsten Anziehungspunkt. Auch sonst ist die Stadt bedacht, die landschaftliche Umgebung zu erhalten und zu schmücken. Sie hat beschlossen zu beiden Seiten der Wandlitzer Chaussee einen breiten Streifen aufzuforsten.
Zum Schluß wurde noch das Hussitenmuseum besucht, das außer den Erinnerungen an Bernaus große Zeit noch viele anderen Sehenswürdigkeiten, auch aus vorgeschichtlicher Zeit, enthält.