Heft 
(1911) 19
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17. (13. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

17.03. ausserordeotl.) Versammlung Ues XVIII. Vereinte

Sonntag, den 31. Oktober 1909. Wanderfahrt nach Bernau, dem Liepnitz und Umgebung.

Mit dem Vorortzug um 7. 36 Uhr wurde die Fahrt angetreten, und die Ankunft erfolgte um 8. 17 . Auf dem Bahnhof wurde die Gesellschaft von Herrn Bürgermeister Pätzoldt und Herrn Stadtverordnetenvorsteher Wernicke in Empfang genommen und durch die Stadt geleitet. Im Rathaus wurden geschichtliche Gemälde betrachtet, so Stürmers Darstellung des Kampfes der Brandenburger mit den Hussiten, Röchlings Kronprinz Friedrich beim Hussitenfest im Jahre 1882, und Rückkehr aus der Hussiten- schlacht. Ferner wird im Rathaus u. a. eine Nachbildung des Kunstwerkes aufbewahrt, das die Stadt dem Kronprinzen als Hochzeitsgeschenk darge­bracht hat: Bernauer Anführer aus der Hussitenzeit.

Bei der Wanderung durch die Stadt machte Herr Wernicke auf das Haus Berlinerstr. 123 aufmerksam, wo 1819 dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I im Hause des Postmeisters von Gliszcynski durch den Barbier undChirurgus Wartenberg zwei Glieder des rechten Zeigefingers abge­nommen werden mußten, weil der Prinz auf der Jagd in der gräflich Redernschen Forst bei Lanke beim Laden des Gewehres sich eine Ver­letzung zugezogen hatte. Graf Wilhelm von Redern ließ an der Unfallstelle den sogen. Prinzenstein errichten, der dem von der Lanker Chaussee bei Kilometerstein 7,2 abgehenden Gestellweg den Namen gab. Der Denkstein trägt die Inschrift1819. 16. Dz. Als Kronprinz Friedrich Wilhelm 1882 zur Hussitenfeier nach Bernau reiste, erhielt er vom Kaiser den Auftrag, nachzufragen, ob noch Nachkommen des Postmeisters oder des Chirurgen am Leben seien. Wie Bürgermeister Pätzold mitteilte, entledigte der Kronprinz sich seiner Aufgabe sofort nach seiner Ankunft auf dem Bahn­hof, indem er ihn, dem Bürgermeister, befragte. In der Marienkirche fesselte besonders der gotische Flügelaltar, eine der größten Sehenswürdig­keiten kirchlicher Altertümer in der Mark. Er stammt angeblich aus dem Jahre 1519, vielleicht aber schon aus dem 15. Jahrhundert und stellt die Krönung der Maria zur Himmelskönigin dar. Die Gruppen der umgebenden Gestalten sind durch ein vergoldetes Geflecht verbunden, und auch die Bilder auf den Flügeln zeigen eine reiche Vergoldung, die sich vorzüglich erhalten hat. Die Gemälde stellen das Leben Jesu und verschiedene Heiligen dar, z. B. die heilige Ottilie mit der Bibel. Vor dem Altar stand in der Nacht zum 18. Dezember 1632 die Leiche Gustav Adolfs aufgebahrt und der Probst Martin Strömann hielt eine Gedächtnisrede. Zum Andenken daran hat die Stadt Bernau auf eine Anregung der Kronprinzessin Victoria,