19. (14. araroitnll.) Versammlung des XII Vereinsiahres.
Freitag, den 26. November 1909, Besichtigung der Dorotheenstädtischen Kirche und des darumliegenden Kirchhofs.
Um Mittag hatten sich in dem prächtig ausgestatteten Gotteshause etwa 150 Teilnehmer versammelt, welche zunächst dem ergreifenden Orgelspiel des Organisten der Kirche, des Königlichen Musikdirektors Herrn Grabert, andächtig lauschten.
Mit Erlaubnis des Pfarrers der Kirche, Herrn Pfarrer Vogel, ergriff alsdann der I. Vorsitzende Herr Geheimer Regierungsrat Friedei zu einer kurzen Ansprache das Wort, wobei er am Schluß für die Bemühungen der genannten beiden Herren schon im voraus auf das herzlichste dankte.
Herr Pfarrer Vogel trug hierauf folgendes vor:
Indem ich die „Brandenburgs“ an dieser Stätte begrüße, darf ich ihr den alten Wahrspruch zurufen: „Hie guet Brandenburg alleweg’“! Brandenburgs Großer Kurfürst Friedrich Wilhelm war es, der die Dorotheenstädtische Kirche in den Jahren 1680—1687 für die Ansiedler errichten ließ, welche, wie das Kurfürstliche Privilegium vom 2. Januar 1674 besagt*), „auf dem Acker, so zur rechten Seite vom neuen Tor des Friedrichs-Werders nach dem Tiergarten belegen“, auf dem der Kurfürstin Dorothea, Herzogin von Holstein-Glücksburg, für ihre Lebenszeit verschriebenen Landgute, sich anbauten.
Da der Kirchbau, zu dem der Grundstein bereits am 30. Juli 1678 gelegt war, bei den spärlichen Mitteln äußerst langsam vor sich ging, so wurden für die inzwischen Angesiedelten Gottesdienste im Freien „Unter den Linden“ abgehalten, wo zu diesem Zweck eine Kanzel errichtet war, die später der „Schweitzerischen“-reformierten Kirche zu Lindow geschenkt worden ist (Chronik der Kirche). Erst am 21. Dezember 1687 am 3. Adventsonntag konnte die Kirche eingeweiht werden; es geschah in Gegenwart des Kurprinzen Friedrich, des nachmaligen ersten Königs von Preußen.
*) Aas „Joh. Christ. Müllers und Gottfried Küsters Berlin’scher Chronika“, 1. Abtl.
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