Kleine Mitteilungen.
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und gesund zu Bette gehen, sollen des Morgens tot gefunden werden, und überall soll Kummer sein, und sollen die Menschen ausrufen: „Woher nehmen wir Brot, wir Armen, daß wir uns sättigenV“
So Ihr Euch aber bekehret von Euren Sünden, Bosheiten und ärgerlichem Leben, so soll alles Übel, was über Euch bestimmt war, in Freuden verwandelt werden. Ja, es sollen auch noch mehr gewünschte Zeiten kommen, als gewesen sind, daß der Mann von 50 Jahren noch blühen soll, wie eine Kose, damit er sich dann erst recht seiner Schöpfung freuen kann.
Darum, Ihr Menschenkinder! Bekehret Euch von Euren Sünden und ärgerlichem Leben. Noch ist es Zeit! Lasset Euch dieses einen Dankbrief sein, Nehmet es zu Herzen, damit Ihr aller Freuden, hier zeitlich und dort ewig zu genießen habt. Und wer diesen Brief bekommt und ihn ausbreitet; der soll blühen wie die Blumen auf dem Felde und soll Segen und Gedeihen von dem Herren aller Herrn haben. Wer ihn aber unterdrückt und ihn verachtet, der soll Gottes Ungnade und Betrübnis haben!
Dieser Brief ist im Himmel geschrieben, und wenn Friede und Einigkeit wird, so soll die Welt verlängert werden! Amen!
Zigeuner in Alt-Berlin. Seit Jahren hatten die sogenannten „Berliner Zigeuner“, die meist aus der Gegend von Erfurt stammen, die preußische Staatsangehörigkeit durch Geburt besitzen und sich in Berlin mit irgendeinem vorgeschobenen Gewerbebetrieb seßhaft gemacht haben, in der Schornsteinfegergasse ihr Unwesen getrieben. Hier feierten sie in einer echten Zigeunerkneipe mit außerordentlich viel Geräusch tage- und nächtelang ihre Feste, wobei der Wein in Strömen floß, bis den Anwohnern und selbst den Hausbesitzern der Lärm zu bunt wurde. Schließlich schritt auch die Polizei gegen den Unfug energisch ein, so daß den Zigeunern in dieser Gegend allerseits die Freundschaft gekündigt wurde. Sie haben indes die wenigen noch vorhandenen schmutzigen Winkel Alt-Berlins, die so recht zu ihrer Eigenart passen, liebgewonnen und zeigten keine Lust, gleich vielen ihrer Stannnesgenossen nach dem Norden Berlins oder nach den Vororten Weißensee, Reinickendorf, Adlershof überzusiedeln. Auf der Suche nach neuen Kleinwohnungen haben sie jetzt in größerer Zahl in der Parochialstraße sowie namentlich im großen Jüdenhof ein Unterkommen gefunden. Auch hier machen die braunen Gesellen mit ihrem weiblichen Anhang und der großen Kinderschar sich schon wieder sehr unliebsam bemerkbar.
Zur vorstehenden Notiz über Zigeuner aus der „Berliner Volks-Zeitung“ 1910, No. 309, vom 6. Juli möchte ich noch bemerken, daß sich auch ein Teil derselben in den alten Häusern am ehemaligen Johl’sehen Weg an der Bellermannstraße (jetzt Strasse 10 d Abt. XI) im hohen Norden Berlins angesiedelt hat. Da man aber neuerdings auch hier zu bauen anfängt, wird wohl ihres Bleibens nicht mehr allzulange sein. Die Männer gehen zum Teil in Kneipen musizieren, während die Frauen und Mädchen unter dem Vorwand des Handels mit Knöpfen und Band einen versteckten Bettel treiben. Die schulpflichtigen Kinder sieht man vormittags mit dem Iiänzel auf dem Kücken, oder auch die wenigen Bücher und Hefte nur lose unter dem Arm