Heft 
(1911) 19
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Die älteren Banperioden der Lebuser Kathedralkirche.

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Gebäude bis zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts 'wenig geändert. Was eine Besichtigung dieses Bauwerks dem aufmerksamen Beobachter von seiner Geschichte erzählt, das soll mit Benutzung der vorhandenen spärlichen Litteratur darzustellen versucht werden. Es ist dafür jetzt ein günstiger Zeitpunkt, weil eine gründliche bauliche und künstlerische Erneuerung des ganzen Dombaues nach den Plänen und unter der Leitung von Herrn Baurat Dihm jetzt der Vollendung ent­gegen geht.

2. Das Äußere der Kirche.

Da am äußeren Mauerwerk nur noch wenig Putz haftet, erkennen wir, daß das Fundament von Granitfindlingen, das Mauerwerk fast durch­weg bis zum Dach aus gleichmäßigen, gut gebrannten Ziegeln im Format 28 : 13 : 0 im wendischen Verbände (ein Läufer und ein Binder wechselnd) mit grobsandigem festem Mörtel und mit sauber verstrichenen Eugen aus­geführt ist. Die dickwandigen Flankentürme an der Westseite je fünfseitig aus einem unregelmäßigen Achteck zeigen im Außenmauer­werk Rautenmusterung von schwarzglasierten Steinen und vier kleine runde vermauerte Fensteröffnungen, von denen zwei von innen zugänglich sind. Die viereckigen Innenräume dieser Türme haben in sauber aufgeführtem Feldsteingemäuer mehrmals übereinander flache gotische Wandnischen in symmetrischerStellung. Neben dem nördlichen Flankenturm steigt bis über den Kircliboden senkrecht auf eine kunstvoll gemauerte enge Wendel­treppe von Ziegelsteinen, die unten nach dem Turminnern endete (s. Abb. 2 S. 244), Der Ausgang nach Norden ist nicht ursprünglich, wie der rohe Durchbruch zeigt, war aber schon 1706 vorhanden (Stich bei Jobst-Beckmann, Beschreibung der Stadt Frankfurt a,0. 1706.). Dieses ganze umfangreiche Mauerwerk der Kirche ist, soweit es von Bischof Dehr herrührt, 0,75 m über dem jetzigen Erdboden mit einem Kalkstein-Sims umzogen, das nur an der geraden Westfront des Mittelturmes aussetzt. Im Sims und Gemäuer sind reichlich s. g. Rutidmarken vorhanden. Unter den Fenstern läuft um den Dekrschen Bau ein Kaffgesims von kleinen, schlecht ver­mauerten Ziegeln, das nur die Türme freiläßt ; sicher aus dem 18. Jahrhundert.

Die Fenster des Chorumgangs und die der Nordseite sind vierteilig, nur das letzte in der Nordostecke des Chors ist dreiteilig. Die Fenster der Südseite sind von Westen her: 4-, 3-, 5- und noch einmal 5-teilig. Abb. 1 (S. 244) gibt die beiden 5-teiligen Fenster fälschlich 4-teilig. Die sieben Fenster des Chorabschlusses, der siebenteilig aus dem Vierzehneck gebildet ist, füllen den Raum zwischen je zwei Strebepfeilern völlig aus; bei den übrigen Fenstern steht auf beiden Seiten bis zum Strebepfeiler mehr oder weniger breites Mauerwerk, wie die beiden Abb. 1 u. 2 (S. 244) deutlich zeigen. Die Westwand der Kirche hatte noch 1706 neben dem Turm südlich ein jetzt vermauertes Fenster, nördlich immer nur

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