Heft 
(1911) 19
Seite
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Pastor Kornrumpf.

Dehrs Nachfolger, Friedrich von Sesselmann (14551483) setzte seines Vorgängers Werk fort, indem er in der Mitte der Südseite eine große gewölbte Kapelle anbaute, vielleicht statt eines geplanten Quer­schiffes, wie der hohe bis fast ans Dach reichende Gewölbebogen vermuten läßt, in dessen dünner Füllungsmauer sich jetzt ein fast quadratisches Fenster (s. Abb. 1 S. 244) befindet. Über die Zeit des entsprechenden Nord- Anbaues, der schon 1706 vorhanden war, habe ich sonst irgend welche Angaben nicht finden können. 1528 überfiel Kitter Nickel von Minkwitz auf Sonnewalde infolge einer Fehde mit dem Lebüser Bischof die Stadt Fürstenwalde, plünderte alle Häuser und raubte die Kirche aus.

1557 wurde das Schiff der Kirche den Evangelischen überwiesen, 1565 schwand der katholische Gottesdienst ganz (Goltz, Chronik von Fürstenwalde 1837 S. 221 f.; dieser Chronik entnehmen wir die Ab­bildungen 1 und 2 S.244.) Was vom katholischen Ritus her an Gegenständen etwa noch übrig war, ging bei dem großen Brande 1576 zu Grunde. Der Turm und das Kirchdach bis zur gewölbten Decke, die Glocken, zwei Orgeln und die Türen der Kirche wurden ein Raub der Flammen. Nur was unverbrennlich war, blieb aus der Bischofszeit er­halten: das Gemäuer samt Säulen und Kreuzgewölbe, Bischof Sesselmanns bronzener Taufstein, Bülows hohes kunstvolles Sakramentenhäuschen, *) Blumenthals großer siebenarmiger Bronzeleuchter und der bischöfliche gemauerte Altar mit dem großen hölzernen Aufsatz, den der ev. Bürgermeister Folgenach kurz vor dem Brande gestiftet hatte und der noch heute steht, sowie bronzene und steinerne Grabtafeln (s. Abb»2 S.244; jetzt alle an den Wänden.).

Bis 1610 dauerte die völlige Wiederherstellung der Kirche. Nicht der dreißigjährige Krieg, aber dann das achtzehnte Jahrhundert brachte dem Gebäude Unheil. 1731 stürzte der baufällige Turm ein. Der Magistrat übernahm gegen Überlassung des Patronatsrechts die Wiederherstellung. Dabei wurden Türen verändert, die Emporen neu ein­gebaut, die Fenster neu verglast und die jetzige schöne große holz­geschnitzte Kanzel aufgestellt. 1766, neun Jahre nach der mühsamen Vollendung (1757), zündete ein Blitzstrahl im neuen Turm, der samt dem Kirchdach verbrannte und das Kreuzgewölbe durchschlug. Als nach drei bösen Jahren König Friedrich der Große die Wieder­herstellung übernahm, war das Gewölbe so schadhaft geworden, daß man der gotischen Hallenkirche eine flache Decke gab. Man dachte sogar daran, die Pfeiler und Gurtbögen abzutragen. Dieses Wiederherstellungs­werk des Königlichen Oberlandbaudirektors Boumann war 1771 vollendet, die Orgel erst 1772. Alles Gotische war möglichst verbannt; Kalkputz und Tünche deckten vorläufig die Korrekturen zu. Seitdem ist an dem

*) Dies Sakramenthäuschen ist nicht aus Sandstein (Goltz a. a. 0. S. 150) oder aus Kalkstein (Berger a. a. 0. S. 369) allein, sondern aus beiden Materialien aufgebaut.