Die älteren Bauperioden der Lebuser Kathedral- kirche zu Fürstenwalde a. d. Spree.
Von Pastor Kornrumpf, Fiirstenwalde.
Verkürzt nach meinen Aufzeichnungen aus dem Jahre 1902.)
1. Geschichtliches.
Von den drei Bistümern der Mark Brandenburg hat das Bistum Lebus den dunkelsten Ursprung und die bewegteste Geschichte. In kirchenpolitischer Beziehung haben die Lebusischen Bischöfe eine ebenso hervorragende Rolle gespielt wie in der Regierung der Mark Brandenburg. Verfolgungsnöte hatten das Bistum aus dem Osten (Galizien?) lim elften Jahrhundert in das Land Lebus getrieben. Die erste Domkirche im Dorfe Göritz a (). wurde nach 1327 gänzlich zerstört, die zweite auf einem Berge Gei der Stadt Lebus 1373 verwüstet und entweiht. Da fand das Bistum 1385 in den Mauern der befestigten Stadt Fürstenwalde mit päpstlicher Genehmigung Zuflucht. Die Pfarrkirche von St. Marien zu Fürstenwalde wurde Kathedralki rche des Bistums Lebus. Aber die erhoffte Sicherheit blieb aus. 1432 nahmen die Hussiten Fürstenwalde ein. Die Bürger kauften sich mit 300 Gulden los, aber die Domkirche wurde zerstört und die heiligen Geräte geraubt. So lag die erste Fürstemvalder Bischofskathedrale in Schutt und Asche.
Roch heute steht ein großer Teil dieses alten, festen Baues. Von dieser Tatsache geben die einschlägigen Chroniken und Geschichtswerke nicht deutlich genug Kunde. Bergau (Bau- und Kunstdenkmäler 1885) übergeht sie in seinen gerade hier wenig zutreffenden Bemerkungen auffälliger Weise gänzlich und Wohl brück erwähnt in seiner dreibändigen Geschichte des Bistums Lebus (Berlin 1829 — 1832) das Kirchengebäude nur mit wenigen interesselosen Zeilen. Auch Adler, m. a. Backsteinbauwerke etc., ist hier recht dürftig. Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandbg., Band VI, 1 (1909) keime ich noch nicht.
Zwölf Jahre nach der Zerstörung am 12. April 1416 legte Bischof Johann VII. von Delir im Anschluß an die vorhandenen Reste der ersten Kathedrale den Grundstein für eine neue dreischiffige Hallenkirche in spätgotischem Stile, deren Mauern noch heute im Ganzen unversehrt stehen, trotzdem erschütternde Katastrophen über sie hinweggegangen sind.
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