Heft 
(1911) 19
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(j. (4, außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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form hat mau einen unvergleichlich schönen Blick über die Stadt Potsdam und die Umgebung. Unweit des Turmes steht eine Bank, der sog. Kaiser Friedrich-Blick, von wo aus man eine halbkreisförmige Aussicht auf die Landschaft hat. An dieser Stelle hielt Herr Dr. Kania einen Vortrag über die Geschichte des Brauhaus-Berges, der seinen Namen erhielt von der Brauerei, die Friedrich Wilhelm I. hier anlegte, die aber bald wieder einging. Der König legte Wert auf gutes Bier, weil er es.für die Gesund­heit zuträglich hielt; sogar die Zöglinge des Militärwaisenhauses wurden bei Tisch besonders zum Trinken angeregt.

Darauf wanderte die Gesellschaft durch den Wald zum Templin, einer Gastwirtschaft auf einem Landvorsprung kurz vor Caputh. In der Gartenhalle verlas Herr Dr. Kania einen Aufsatz des Herrn Amtsgerichts­notars Haeckel über die Geschichte dieses Platzes. Nach den Unter­suchungen des Verfassers gehörte die HalbinselDer Templin ursprüng­lich zum Domänenvorwerk Caputh. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts ab ging es in private Hände über, zunächst als Erbzinsgut und später als Eigentum; von den Besitzern seien hier nur genannt der Generalleutnant Friedr. Adolf Ludwig von Bismarck, der Onkel des ersten Reichskanzlers, der es im Jahre 1819 für 7300 Taler kaufte, und dem der Neffe als Gymnasiast öfters von Berlin aus einen Besuch abstattete. Als das Gut 1840 zum Verkauf stand, machte der Fiskus von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch, und König Friedrich Wilhelm IV trug sich mit großen Plänen nach Stiilers Entwürfen,. die aber nicht zur Ausführung gekommen sind. Die gärtnerischen Anlagen hinter dem Hause sind verfallen, und nur das ehemalige Kavalierhaus aus dem 18. Jahrhundert hat sich erhalten, es ent­hält die Wohn räume des Wirtes und einen Saal. Der Rosenhügel auf der Landzunge bietet einen herrlichen Blick die Havel auf und ab.

Bei Eintritt der Dämmerung wurde die Rückfahrt auf dem Dampfer nach Potsdam angetreten und von hier nach Berlin mit der Eisenbahn fortgesetzt.

Sonntag, den 5. Juni 1910.

Wanderfahrt nach Havelberg.

Die Abfahrt vom Lehrter Bahnhof erfolgte um 9 Uhr 30 Min. Es beteiligten sich ungefähr 30 Personen an dem Ausflug. Auf dem Bahnhof in Havelberg wurde die Gesellschaft von einigen Herrn aus der Stadt in Empfang genommen, darunter Herr Kaufmann Bahn, Herr Dr. med. Hart­wig und Herr Pastor Boit aus Nitzow.