Heft 
(1911) 19
Seite
308
Einzelbild herunterladen

308

Friedrich Wienecke.

Für Hahns ferneren Lebensgang war seine Bekanntschaft mit dem Abt des Klosters Berge, Steinmetz, von Bedeutung. Steinmetz hatte ihn, als er noch Gymnasiast war, in seiner Stellung als Prediger in Neustadt a. d. Aisch kennen gelernt und berief ihn 1738 zum Scholastikus dieser altberühmten Anstalt. Als solcher hatte Hahn nicht nur den Gymnasial­unterricht zu leiten, sondern auch Lehrer für Dorfschulen auszubilden und die Schulen, die dem Kloster gehörten, zu inspizieren. Steinmetz hatte 1736 mit dem Pädagogium ein Seminar verbunden. Es sollten in ihm Handwerks­gesellen und vor allen herrschaftliche Diener zu Lehrern ausgebildet werden. Die Zöglinge des Pädagogiums gehörten vorzugsweise den besser situierten Gesellschaftskreisen an, und es war Sitte, daß man hier mit einem Diener erschien. Diese waren durch ihre Herren nicht sonderlich in Anspruch genommen, und die Langeweile erzeugte oft Mutwillen. Da kam Steinmetz auf die Idee, diese Diener zu Schulmeistern auszubilden, damit sie, wenn ihr Dienst beendet war, in den Dörfern ihrer Herren oder sonst wo Schulstellen übernehmen könnten. Der König Friedrich Wilhelm I. versicherte dem Abt durch Kabinettsorder vom 5. Dezember 1736 seinen Schutz und sein Wohlwollen. Es heißt darin u. a.:

Wir befohlen Euch in Gnaden, alles Ernstes bemüht zu sein, daß bei Euch jederzeit ein Seminarium von jungen Leuten angetroffen werde, aus welchem man geschickte Schulmeister nehmen könnte. Es müssen sotane Subjekte im Lesen, Schreiben und Rechnen, wenigstens was die fünf Spezies betrifft, recht fertig, vor allen Dingen aber imstande sein, der Jugend prima principia Christianismi beizubringen.

In Hähn fand Steinmetz den geeignetesten Leiter und Lehrer für das Seminar. In derAgenda Scholastika, Berlin 1750 hat Hähn (S. 73472) die Einrichtung des Seminars, die, wie aus dem Text hervorgeht, sein Werk ist, ausführlich beschrieben. Die Ausbildung der Seminaristen war eine wissenschaftliche, methodische und praktische. Erstere umfaßte die bekannten Elementarfächer: Lesen, Rechnen, Schreiben undReligion. Letztere Disziplin wurde besonders bevorzugt. Die Zöglinge erhielten neben einem ausführlichen Katechismusunterricht eingehende Unterweisung in der Bibel­kunde. Für jedes Lernfach mußten sie ein besonderes Heft halten und und darin das erworbene Wissen eintragen. Das geschah nach der Buchstabenmethode, und die nebenstehenden Beispiele mögen zeigen, wie Katechismus (s. Note 1 Seite 309) und Bibelkunde (s. Note 2 Seite 310) getrieben wurden.