Heft 
(1911) 19
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Kleine Mitteilungen.

Aus Schloss Trampe, Kreis Ober-Barnim. Als die Brandenburgs am 19. September 1909 dort vom Besitzer, Herrn Grafen v. d. Schulen bürg, gast­lich aufgenommen wurde, zeigte uns letzterer die kunstvolle altertümliche Truhe, aus welcher der frühere Schankwirt Karl Stoß mittels Einbruchs die kostbaren historischen Familienschmuckstücke entwendete (Monatsblatt XVIII. S. 357). Unterm 24. August 1910 erhalten wir nun folgende Nachricht über das Entweichen des Stoß aus dem Zuchthaus' zu Sonnenburg. Seine zahl­reichen Straftaten, die er in Berlin und der näheren Umgegend verübte, sind noch in aller Gedächtnis, namentlich der Riesendiebstahl, den er am 21. November 1908 auf Schloß Trampe bei Eberswalde, dem Eigentum des Grafen v. d. Schulenburg, ausführte, wo er für über hunderttausend Mark Juwelen und Silber stahl. Dem Berliner Kriminalkommissar v. Tresckow II gelang es, den gefährlichen Einbrecher in Dresden am 5. Januar 1909 zu ermitteln. Im ganzen wurden ihm über 30 schwere Einbruchsdiebstähle nachgewiesen. Stoß wurde von der Strafkammer des Landgerichts Eberswalde zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf dem Transport von Dresden nach Berlin war der schwere Verbrecher seinem Transporteur entflohen. Er wurde aber bald dingfest gemacht. Jetzt ist er aus dem Zuchthaus in Sonnenburg bei Küstrin trotz aller Vorsichtsmaßregeln wieder entflohen. Man glaubt daß seine Frau bei der Flucht die Hand im Spiele hatte. Bislang nicht wieder ergriffen.

Andreas Schlüter, ein Danziger? DieDanziger Neuesten Nachrichten berichteten im Februar 1909 über einen interessanten Vortrag, den Baurat Cuny aus Elberfeld imWestpreußischen Geschichtsverein zu Danzig gehalten und in dem er den Nachweis zu führen gesucht hat, daß Andreas Schlüter ein Danziger von Geburt gewesen ist. Nach der allgemeinen Annahme wurde Schlüter 1662 in Hamburg geboren. In den Taufregistern von St. Michael in Hamburg ist auch am 22. Mai 1661 die Taufe von Andreas Schlüter, Sohn des Gerhart Schlüter, vermerkt. Schlüters Vater soll dann nach Danzig übergesiedelt und hier früh gestorben sein. Demgegenüber hat sich indes die lebendige Überlieferung, daß Schlüter in Danzig geboren wurde, erhalten. Auf mehreren Dokumenten wird der Meister ein Danziger genannt, und 1904 hat Prediger Blech in den Gesellenregistern der Maurer, Bildhauer und Steinmetzen unter dem 9. Mai 1656 die Eintragung gefunden:Andreas Schliter, Steinhauer, ein Dantziger, auß d Lehr. Cuny stellt nun die Hypothese auf, daß dieser Andreas Schliter kein anderer als der damals 16 jährige Künstler gewesen sei. Zwei Danziger Bauten, darunter einer aus den Jahre 1640, weisen direkt auf den Vater Schlüters hin, der sicher von Hamburg nach Danzig verzogen ist, aber, wie Cuny annimmt, schon lange vor dem Jahre 1662, auf das die Hamburger Eintragung verweist. Cuny hält das Geburtsdatum, das bisher allgemein angenommen wurde, Uber-