Heft 
(1911) 19
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12. (9. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahr

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und den Bericht des Touristenklnbs für die Mark Brandenburg über seine Wanderfahrt am 12, Juni 1910, Nr. 8 vom 1. August 1910.

Erbauer des Schlosses war der Oberbaurat David Giily (17481818), nicht zu verwechseln mit seinem Sohn Friedrich Gilly (17711819), eben­falls einem namenhaften Baukünstler.

Nachträglich haben wir zur Vervollständigung noch 2 Nachrichten aus dem Berliner Lokal-Anzeiger angeschlossen:

a) vom 19. Oktober 1910: An das königliche Schloß in Freien­walde, welches Dr. Walter Rathenau erworben hat, knüpfen sich viele geschichtliche Erinnerungen. Es ist ja nur ein niedliches, hochge­legenes Sommer-Schlößchen mit freundlichem Garten, aber in anspruchs losen Zeiten genügte es auch fürstlichen Personen als Erholungsstätte. Vor rund fünfzig Jahren hatte der Schloßgarten eine gewisse gärtnerische Berühmtheit durch die Kakteenzucht des Schloßgärtners Gette. Wenn die Krone das Schlößchen jetzt verkauft hat, so ist das zu verstehen. Mit dem Jahre 1817, da König Friedrich Wilhelm III. hier zum letzten Male mit seinen Kindern weilte, ist von einer Benutzung nichts bekannt. Er­bauen ließ sich das Schloß als Sommer-Aufenthalt die Witwe König Friedrich Wilhelms II., welche später auch einige Jahre hier dauernd wohnte. Königin Luise gebrauchte seit dem Jahre 1790 regelmäßig die Brunnenkur in Freiemvalde; sie wohnte auf dem Brunnen selbst, da ein königliches Schloß noch nicht vorhanden war. Aber im Jahre 1809 übernachtete die königliche Familie auf der Rückkehr nach Berlin in dem Schlosse. Die Freienwalder hatten ihr einen festlichen Empfang bereitet; Schloß und Stadt waren reich geschmückt und am Abend die Häuser illuminiert. Auch ein Gedicht auf Atlasband wurde der Königie überreicht, und der König hinterließ eine Spende für die Armen. Im Besitz der Landesherren ist die Domäne Freienwalde seit dem Jahre 1618. In diesem Jahre starb der letzte Besitzer von Freienwalde, Hans von üchtenhagen, und Kurfürst Joachim Friedrich zog die großen Lehnsgüter der mit Hans ausgestorbenen Üchtenhagen ein; die Einkünfte überwies er seiner Gemahlin Anna. Seinen Aufschwung verdankte Freiemvalde dem Großen Kurfürsten, welcher den Brunnen zu einer richtigen Kuranstalt ausgestaltete. Das alte, feste Schloß von Freienwalde lag auf dem Schloßberg, auf welchem sich jetzt, in seinem Unterbau aus den Fundamenten desselben errichtet, ein Bismarck-Turm erhebt. Schloß Freiemvalde wird übrigens von dem jetzigen Schloßherrn, Dr. Rathenau, in dem Zustande erhalten und mit Sorgfalt gehütet, in dem es sich während seiner Glanzzeit befand. Das alte Mobiliar war zwar un­mittelbar vor dem Verkauf entfernt, ist aber dem jetzigen Besitzer wieder zurückgegeben worden, der es ganz im Geiste der alten Zeit ergänzen und erneuern ließ. Die Polstermöbel, deren Überzüge zerrissen und verschlissen waren, sind mit neuen Stoffen, genau nach dem Muster der alten gefertigt,

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