Heft 
(1911) 19
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12, (9. außerordentliche'' Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

überzogen und die Tapeten in derselben Weise erneuert worden. Man kann nur wünschen, daß überall Baudenkmäler von geschichtlicher Be­deutung so pietätvoll behandelt werden, wie es hier geschehen ist.

b) vom 14. Dezember 1910: Das Freienwalder Schloß wurde, wie uns im Anschluß an die kürzlich gebrachte Mitteilung geschrieben wird, auch noch nach 1817 benutzt. 1848 und später, z. B. 1866, beherbergte es die Prinzessin Luise von Preußen, Tochter des Prinzen Carl. Wahrscheinlich gab ihre Klage über den störenden Wagenverkehr auf der Chaussee, die früher dicht am Schloß in Richtung der Schloßstraße vorüberführte, die Anregung zur Verlegung der Berliner Chaussee, die vordem einen Teil des heutigen Schloßparkes abschnitt. Ihre Richtung kann man jetzt noch an einigen alten Bäumen im Park erkennen. Das zwischen der ehemaligen und jetzigen Linienführung gelegene Stück Land wurde im Jahre 1871 zum Schloßgarten geschlagen; das Schloß rückte damit ein Stück von der Straße zurück, und es wurde daher aus dem Straßenhaus ein Parkhaus, das man dann mit dem vorliegenden Gelände in Beziehung setzte. So erklärt es sich, daß der heutige Eingang mit seiner Terrasse nicht mehr ganz den alten Abbildungen entspricht. Vor­dem weilte auch die Prinzessin Elisabeth von Radziwill, die einst dem Herzen Kaiser Wilhelms I. nahestand, in Freienwalde. Eine weitver­breitete Volkssage berichtet, die Liebenden hätten sich deshalb nicht heiraten dürfen, weil die Prinzessin katholisch gewesen sei. Sie sei dann an gebrochenem Herzen gestorben. Wieweit der Schmerz ihren Tod beschleunigte, mag dahingestellt bleiben. In der andern Behauptung irrt jedoch die Sage; denn es heißt im Freienwalder Kirchenbuche:1834 Am siebenundzwanzigsten (27.) September Vorm. Y-t auf 11 Uhr verstarb hier an der Lungenschwindsucht Ihre Durchlaucht die Prinzessin .Friederike Luise Martha Elisabeth Radziwill, ev. Konf. usw. Das geschah 1834, also 14 Jahre nachdem Friedrich Wilhelm III. zuletzt hier geweilt hatte und 14 Jahre vor dem Besuch der Prinzessin Luise von Preußen. Dem Volk war eben der starre Begriff der Ebenbürtigkeit nicht plausibel, zumal ja die Prinzessin dem hohenzollernschen Königshause mütterlicher­seits sehr nahe verwandt war; deshalb erfand es die Sage, die Religion sei der Trennungsgrund gewesen.

Die Brandenburg^ benutzt diese willkommene Gelegenheit, um allen den Herren, welche sich in Freienwalde um uns verdient gemacht haben, ihre herzlichste Anerkennung auszusprechen.