Heft 
(1915) 23
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I>r. A. Kiekebasch

Messer leiciit abgekratzt werden konnte. Mit dieser notwendigen Reinigung der Unterseite des Brotes bangt dann eng zusammen die bei Bauernfrauen beliebte und viel geübteBekreuzigung des Brotes vor dem Anschneiden. Als altes Überbleibsel und als Erinnerung an die ehemalige Verwendung des Ofenwisches ist daun aber die Reinigung des kalten Ofens von der seit dem letzten Backtage im Innern verbliebenen kalten Asche vor dem jedesmaligen Heizen des Backofens zu betrachten. Diese Reiniguug wurde meist sehr gründlich ausgeführt, indem dabei ebenfalls ein Wisch aus Stroh oder Lappen oder sogar ein Fledderwisch, d. h. ein an das Ende einer Stange gebundener Gänseflügel verwendet wurde. Ein dem Ofenwisch nahe verwandtes Gerät ist übrigens der durch polizeiliche Verordnung überall geforderteFeuerwisch, der gewöhnlich mit den übrigen Feuer­löschgeräten (Feuerleiter und Feuerhaken) uuter dem Vorsprung des Stroh­daches befestigt war und dazu diente, durch Befeuchtung des Strohdaches und Ausschlagen der Funken das Übergreifen einer Feuersbrunst von Nachbarhäusern her zu verhüten. Der Ofenwisch iu seiner ursprünglichen Gestalt ist auch aus den modernsten Bäckereien mit ihrenPateutöfen noch nicht ganz verschwunden und wird hier zur Säuberung der bei diesen zwischen Feuerraum und Backraum liegenden Eisenplatte verwendet. Die kalte Eisenplatte wird mit dem Wisch vom Staube gereinigt.

4. Die Schütze. Ist der Ofen heiß und sauber, so wird das Brot hineingeschoben. Das geschieht mit derSchitze . Hochdeutsch würde dasSchütze heißen und alle, die sich Mühe gaben, hochdeutsch zu reden oder, wie es im Dorfe hieß, zusprechen, sagten auchSchütze. Auch in allen anderen Bedeutungen [Jäger, Schutzbrett] wurde dieses Wort gewöhnlichSchitze ausgesprochen. Die Backofenschütze ist ein flaches Brett, das horizontal an einer langen Stange sitzt, und zwar ist das Ende der Stange fast immer iu die Ausschweifung des Brettes ein­gelassen. Dieses Gerät wird anderwärts auch als Brotschaufel oder Schieber bezeichnet. Der AusdruckSchaufel hat allerdings nur einen Sinn, wenn man die Form in Betracht zieht. Auch dann aber muß man von den bei jeder Schaufel vorhandenen erhöhten Kauten abseben. Die zur Handhabung derSchütze notwendige Bewegung ist allerdings eine ganz andere als die bei der Schaufel, und aus diesem Grunde paßt der NameSchieber besser. Die BezeichnungSchaufel ist aber bereits sehr alt. Moritz Heyne (279) bringt (nach Diefenbach 438b) die Form brotschuffel [Über die ruderartige Brotschaufel von Vimoor, vgl. meine Ausführungen Prähist. Zeitschr. VI 1914J. In ganz engem Zusammenhänge mit dem Worte Schieber stehen nun die beiden Bezeichnungen des Gerätes, die augenscheinlich in die älteste Zeit zurück­gehen,Schütze undSchieße. Beide gehen aus von demselben Verbum, nämlich von schießen. Schon Adelung erklärtschießen auch alseine mit Werfen verbundene Art des Schiebens.Schiesse wäre danach