Backofengeräte.
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also fast dasselbe wie Schieber. Der Ausdruck „Schiesse“ findet sich bei M. Heyne (S. 279), bei Grimm (von M. Heyne bearbeitet), Adelung u. a. Aus älterer Zeit notiert Diefenbach nun das Wort „schiesz- schussel“ und zwar für dasselbe Gerät, das sonst auch (M. Heyne) Schussel, ovenschussel, ofenschissel, nd. scotel —, backofschissel, offen- schissel, offenschusslin, ofenscliussel, brotschussel — —, ovinscuzil, ovenscuzile, ovenscuzzil [Steinmeyer, Diefenbach] genannt wird. Durch diese Ausdrücke werden die lateinischen Bezeichnungen inisellius, miscellus, pistendrum glossiert. Ohne weiteres ist hier das Wort Schüssel kenntlich. Man muß da aunehmen, daß das Brot zu irgend einer Zeit oder in irgend einer Gegend in einer Schüssel in den Backofen gebracht wurde. Ein Brett oder eine Schaufel wird man schwerlich als Schüssel bezeichnen, wobei wohl zu beachten ist, daß diese drei Begriffe eine Reihe bilden. Die Schaufel kann sehr wohl als Brett mit erhöhten Seitenrändern aufgefaßt werden, bei der Schüssel sind dann die Ränder allseitig erhöht. Eine schieszschüssel wäre eine Schüssel, mit der das Brot in den Ofen geschossen, geschoben wird. Die schieszschüssel setzt aber vielleicht nicht nur andere Schüsseln, sondern auch andere Brotschüsseln voraus. Es wäre also möglich, daß in frühester Zeit das Brot nicht in den Ofen geschoben wurde. Beim Backofen von Lagardesmühlen kann das Brot unmöglich hineingeschoben worden sein. Ich nahm von vornherein an, daß es hinuntergelassen worden ist und dachte, weil mir die Bezeichnung des Schiebers als Schüssel nicht gegenwärtig war, z. B. an das Korbbrot. Diese Beziehnung ist aber auch aus anderen Gründen durchaus nicht von der Hand zu weisen. Schüssel und Korb können ja dieselbe Form haben. Der „Korb“ beim Korbbrot ist geradezu flach und rund, also schüsselförmig, wobei zu beachten ist, daß engl, scuttle noch heute sowohl „flacher Teller“ als „Korb“ bedeuten kann. Die als „Korb“ bezeichnet« und zur Herstellung des Korbbrotes verwendete geflochtene Schüssel wurde auch vielfach Schwinge [auf dem Dorfe „Schwengel“] genannt. „Schwinge“ oder „Schwengel“ war und ist z. B. die gewöhnliche Bezeichnung für die ebenfalls geflochtene Mulde oder Wanne, mit der den Pferden Hafer und Häcksel in die Krippe geschüttet wird. Die Futterscbwinge ist jedoch länglich rund. So könnten sich mit einem Schlage zwei Rätsel lösen, die alte Bezeichnung des Schiebers als Schüssel und die Abweichung des altgermanischen Backofens von Lagardesmühlen vom heutigen Feldbackofen in Bezug auf die Lage der „Ofentür“. Nun darf auch nicht übersehen werden, daß in den nordischen Sprachen das Wort Schüssel nicht in der uns geläufigen Bedeutung sondern nur in der Bedeutung „Tisch, Tischblatt“ vorhanden ist (Grimm, S. 2071 f. altnord, seutill). Fast allgemein wird Schüssel aus dem lat. scutella abgeleitet. Die Entnahme setzt Grimms Wörterbuch „vor dem 8. Jahrh.“, Kluge (Etym. Wörterbuch) im 6. Jahrh. an.