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10. (6. antierordentliche) Versammlung dee XXIV*. Vereinsjahres.
Sclißlerinneu der Kunstgesangsschule von Franz Proschowsky. Den Damen wurde für Klavierspiel und Gesang lebhafter Beifall gespendet.
Eine hervorragende Spezialität des Schiedmayersohen Instrumentenbaus ist das Meisterharmonium Dominator, Scheola sowie Celesta, wovon Exemplare u. a. an die Generalintendantur der Kgl. Schauspiele geliefert worden sind, System Fritsche, Deutsches Reichspatent Nr. 150862. Auf einem Modell dieses Meister-Harmoniums trng Herr Paul Schmidt, Organist an der Anferstehungskirche, zweiStücke: „Murmelndes Lüftchen“ von Jensen und den berühmten Trauermarsch von Chopin vor und zwar mit solcher Meisterschaft, daß die Zuhörer zu einem Beifallssturm hingerissen wurden.
Herr Paul Schmid erläuterte darauf die Geschichte und die Technik des Harmoniums. Es ist ein Tasteninstrument, dessen Töne mittels Luftströmung durch freischwebende Metallzungen erzeugt werden. Die Erfindung stammt aus dem Jahre 1820, wo der Bayerische Rentamtmann Bernhard Eschenbach zu Königshofen in Unterfranken mit seiner „Aeoline“ das erste Windinstrument mit durchschlagenden Zungen herstellte. Anton Häckl in Wien ließ ein Jahr später seine, auch in Berlin seinerzeit vielbesprochene, „Physharmonika“ patentieren. Ein Anderer machte einige Verbesserungen an der Aeoline und nannte dies Instrument „Aeolodikon.“ So erlebte das neue Windinstrument manche Veränderung, bis wir es in Paris um die Jahre 1840—14 als „Orgne expressif,“ als das eigentliche Harmonium wiederfinden. Erst im Jahre 1853 wurde dann das Harmonium in Deutschland von der zur Zeit blühenden Firma I. & F. Schiedmayer, jetzt „Schiedmayer, Pianofortefabrik“ fabrikationsmäßig hergestellt. Die Schiedinayersche Fabrik ist uralt, sie arbeitete, als J. S. Bach 1750 starb, bereits 15 Jahre. Seit 1735 und in 5 Generationen ist die Familie Schiedmayer im Instrumentenbau tätig. Jetziger Besitzer und Leiter der Firma ist Herr Kommerzienrat Max Schiedmayer. Das Stammhaus befindet sich in Stuttgart, eine Nebenfabrik in Altbach-Plochingen. Filialen in Berlin und Frankfurt a. M. Leiter der hiesigen Filiale ist unser heutiger freundlicher „Gastgeber,“ unser verehrtes Mitglied, dessen Gemahlin ebenfalls eine Schiedmayer ist. Das heut gespielte Meisterharmonium ist für 6700 M. verkäuflich. —
Hier sei Herrn Oskar Förster und allen Beteiligten an der vollendeten künstlerischen Darbietung nochmals der herzlichste Dank der Brandenburgs ausgesprochen.
Schriftleitung: i. V. Dr. A. Kiekebnsch, Berlin, Märkisches Museum. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten. Druck von I’. Stankiewicz’ Buchdruckerei G. m. b. H., Berlin, Bemburgestr. 14.