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Wanderfalken der Nominatform Falco p. peregrinus gehören zu den alljährlichen Durchzüglern und Wintergästen in Deutschland , die u.a. aus dem Norden Finnlands kommen, was einige Ringfunde belegen( BAIRLEIN et al. 2014). Daneben werden immer wieder Wanderfalken der Unterart Falco peregrinus calidus gemeldet oder zumindest der Verdacht ihrer Beobachtung geäußert( www.ornitho.de). Die DAK befasst sich nicht mit diesen Meldungen. Zweifelsfreie Nachweise sind aber möglich, da seit einigen Jahren besenderte Wanderfalken, von denen die Herkunft bekannt ist, aus dem Nordosten Europas durch Deutschland ziehen.
Auf der russischen Halbinsel Kola im Bereich des Flusses Ponoy wurden 1994 vier adulte weibliche Wanderfalken am Nistplatz gefangen und mit Sendern ausgestattet, von denen einer bald ausfiel. Der Wegzug der drei Wanderfalken führte durch Deutschland in verschiedene Winterquartiere im Westen Europas . Leider wurden nur wenige Ortungen erfasst, da sich die Studie nicht prioritär mit den Zugwegen befasste( HENNY et al. 2000, GANUSEVICH 2004). Zumindest ein Weibchen( PTT 5701) überflog zwischen dem 12.9.( Ortung in Gdansk ) und dem 23.9.( Ortung in den Niederlanden) wahrscheinlich Brandenburger Gebiet.
Auf der Kola- Halbinsel grenzen die Brutareale der Unterarten peregrinus und calidus graduell aneinander. Die Schwingenmaße der Wanderfalken aus dem Ponoy- Gebiet lagen im Mittel zwischen denen der beiden Unterarten aber mit beträchtlicher Überlappung. Da die Wanderfalken aber in der Tundra in einer Region mit Bäumen nisteten und sie eine relativ kurze Zeit bis ins Überwinterungsgebiet brauchten ähnlich den peregrinus aus Fennoskandinavien, wurden sie ebenfalls für peregrinus gehalten( HENNY et al. 2000).
Einen Überblick über die Wegzugsrouten besenderter nordischer Wanderfalken aus fünf verschiedenen Brutgebieten im Norden Russlands gibt DIXON ( 2014). Die entsprechende Abbildung findet sich auch bei WEGNER& KERSTING( 2016) wieder.
Seit 2015 fliegen besenderte calidus- Wanderfalken von der Kolgujew- Insel in der Barentssee durch Brandenburg ( Abb. 4)( www.movebank.org ; Projektleiter Ivan Pokrovsky). Eine Beschreibung der
Otis 24( 2017)
russischen Insel Kolgujew, Brutgebiet zahlreicher Bless- und Weißwangengänse, findet sich bei ZöckLER et al.( 2009).
Durchzugsdaten( Ortungen) von fünf besenderten F. p. calidus liegen aus Brandenburg vor. Diese wurden auch in www.ornitho.de eingegeben.
4219 KPer04 Ch
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mit Sender seit 29.7.2015.
Vom 31.10.- 3.11.2015 vier Ortungen jeweils kurz nach 8:00 Uhr im Norden Brandenburgs ( nahe Autobahnabfahrt Pfingstberg/ Uckermark ; 2 km südlich Templin / Uckermark ; 11 km südwestlich Rheins berg / Ostprignitz- Ruppin ; Gumtow / Prignitz ). Nach einem weiteren Stopp bei Havelberg / Stendal flog er im November in westliche Richtungen, bis er sein Überwinterungsgebiet im Osten der Provinz Gelder land in den Niederlanden erreichte. Sein Heimzug führte ihn durch Schleswig- Holstein und Schweden auf die Kola- Halbinsel ( letzte Ortung).
4237 KPer02 ad- mit Sender seit 29.7.2015. Beim ersten aufgezeichneten Wegzug 2015 durchflog er am 30.10. den Süden der Kreise Oberspreewald- Lausitz und Elbe- Elster ohne direkte Ortungen. Am 31.10. 8:03 Uhr befand er sich außerhalb Brandenburgs etwa 4 km östlich der Elbe . Die Nordseite des Bodensees wurde am 14.11. erreicht; Überwinterungsgebiet war die Camargue . Der aktive Heimzug begann am 18.5.2016. Nach drei Tagesortungen( Mindestentfernungen 450/370/190 km) war der Oberspreewald erreicht; am 21.5. 7:00 Uhr gab es eine Ortung im Neuzaucher Spreewald und um 23:04 Uhr bereits 263 km weiter in Polen von einem Schlafplatz. Nachdem , 4237 am 5.10.2016 von Kolgujew aus das Festland erreicht hatte und den zweiten registrierten Wegzug begann, wurde er am 15.10. 6:58 Uhr etwa 15 km nordwestlich von Prenzlau / Uckermark nachgewiesen. Eine weitere Ortung erfolgte an diesem Tag um 11:43 Uhr etwa 7 km südwestlich von Rheinsberg / Ostprignitz- Ruppin und eine am 16.5. um 9:02 Uhr noch in Brandenburg bei Wusterhausen / Ostprignitz Ruppin . Über Hannover und weiter durch Belgien gelangte er am 7.11. wieder in die Camargue . Bemerkenswert ist, dass dieses Überwinterungsgebiet nur etwa 80 km vom Seehafen Séte entfernt ist, wo bis zum Winter 2013/14 ein calidus- Wanderfalke achtmal in Folge überwinterte( DELAUNY& ISENMANN 2014), und der adulte, 4237' am 23.3.2016 einen dokumentierten