Heft 
(2017) 24
Seite
95
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Sohns: 10 Jahre Brutvogelmonitoring im NaturschutzgebietRietzer See 95 Zitronenstelze Motacilla citreola In den Jahren 2011 und 2012 wurden bei der Kartie­rung von Schafstelzen in der TF1 jeweils 1 ad. M der Zitronenstelze nachgewiesen. Offensichtlich handel­te es sich in beiden Jahren um dasselbe Männchen. Es gelang ein Nestfund einer Schafstelzenbrut mit vier etwa 9 –10 Tage alten Nestlingen am 16.6.2011 in einer feuchten Salzbinsen-Schilfwiese(siehe Beitrag S. 111–113). 6 Diskussion Über die Nutzungsgeschichte des Jeseriger Bruchs berichteten R ö ß ling et al.(2010) recht anschaulich und beschrieben die dortige Situation. Aus natur­schutzfachlicher Sicht sind die Aktivitäten auf eine langfristige Stabilisierung der Landnutzung und Landwirtschaftsförderung auf der Salzstelle aus­gerichtet.Dazu soll der Flächenbesitz des Natur­schutzfonds Brandenburg(>50 ha) beitragen, der den Landnutzer auch in Zukunft bei der Bewirt­schaftung der Flächen betreuen und beraten wird. ( R ö ß ling et al. 2010). Die tiefliegenden Flächen im Jeseriger Bruch werden jedoch bei hohen Grundwas­serständen und Hochwasser in der Havel von Zeit zu Zeit auch überstaut. Das führt zur teilweisen Nut­zungseinstellung und in trockenen Jahren zu vor­zeitigen Nutzungen während der Brutzeit und somit zu Brutverlusten. Um diese so gering wie möglich zu halten, machte sich eine Trennung von Mähwiesen und Weideflächen erforderlich. Obwohl Wasserbüf­fel sich für die Beweidung von nassen Moorwiesen besser eignen als Rinder, durchtreten auch sie die Vegetationsdecke, und es kommt zur Ausbildung von Bulten(Abb. 9). Eine spätere Mahd lässt sich auf solchen Flächen nicht durchführen. Deshalb wurden die Mähwiesen als Beweidungsgebiete he­rausgenommen bzw. nur bei Trockenheit kurzzeitig beweidet. Beginnt der Weideauftrieb vor der Brutzeit in ei­ner abgegrenzten Parzelle, kommt es dort kaum bzw. zu keinen Brutansiedlungen. In den ersten Jahren blieben die Wasserbüffel auch über Winter im UG, verließen aber nur gelegentlich ihren Unterstand, wo ihnen ausreichend Heu zur Verfügung stand. Ab 2014 erfolgte eine winterliche Einstallung. Erst ab Mitte April kamen die Tiere ins Gebiet zurück und hielten sich meist vorerst am Unterstellplatz auf. Zur Pflege der Salzvegetation erfolgte eine kurzzei­tige Beweidungsphase bis Mitte Mai. Die Vegetation konnte sich danach voll entwickeln und den Brutvö­geln stand auf benachbarten Flächen ausreichend Lebensraum zu Verfügung. Die kombinierte intensi­vere Beweidung mit Rindern, Pferden und Wasser­büffeln bis in den Herbst hinein kann dazu beitragen, dass im folgenden Jahr gute Bedingungen sowohl für Kiebitze, Rotschenkel, Schafstelzen und Feldlerchen vorherrschen. M öckel (2015) hat die Bestandsent­wicklung ausgewählter Brutvogelarten in Abhängig­keit von der jährlich wechselnden Durchfeuchtung der extensiv genutzten Nass- und Feuchtwiesen in einem wiedervernässten Polder im Oberspreewald dokumentiert und kommt zu dem Ergebnis:Allein durch den Faktor Wasser kam es von 2006 bis 2011 zur Verdreifachung der Rev. von acht Vogelarten. N euhäuser (2012) berichtet von einem erfolgreichen Projekt für Wat- und Wasservögel im SPA-Gebiet Elbaue Jerichow; dort ist das NABU-Elbezentrum seit 2005 Hauptbewirtschafter des 161 ha großen NSG Elsholzwiesen(innerhalb des ca. 5.000 ha gro­ßen SPA). Es wurde dort neben der Wiedervernäs­sung eine ganzjährige extensive Bewirtschaftung mit Galloways und seit 2008 auch unterstützend mit Koniks und Wasserbüffeln eingeführt. Über den Einfluss der Huftiere auf die Vogelwelt werden allerdings keine Angaben gemacht. Von der soge­nannten Paludikultur, der Bewirtschaftung von wie­dervernässten Moorböden durch Energiegewinnung aus Biomasse ist zumindest in NSG und SPA-Gebie­ten abzuraten. Sie würde unweigerlich zu einer In­tensivierung der Nutzung führen, da Biogasanlagen ständig bedient werden müssen. Es käme zu keinen Altschilfbeständen mit Rohrbruch, und somit wür­den die meisten Schilfbrüter ihre Brutmöglichkeiten verlieren. Auf der Untersuchungsfläche im Jeseriger Bruch gingen die Reviere von Schilfbrütern durch das Entfernen von Altschilfbeständen und Schilf­mahd an den Wiesengräben merklich zurück. Davon waren auch Rohrschwirle, Teichrohrsänger und Was­serrallen betroffen. Die 10-jährigen Untersuchungen im Jeseriger Bruch haben aber auch gezeigt, dass sich durch