Otis 24(2017): 123 – 132 Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg Torsten Langgemach, Torsten Ryslavy & Tobias Dürr Im Dezember 2017 hat der Tod von Birgit Block eine schmerzliche Lücke unter den Mitarbeitern der Vogelschutzwarte gerissen. Ihr ist ein gesonderter Nachruf in diesem Heft der Otis gewidmet. Nach der erkennbar schwerwiegenden Erkrankung wurde Birgits Stelle seit April 2017 vertretungsweise von Anne Grohmann besetzt. Als studierte Lebensmitteltechnologin war sie eher eine„Quereinsteigerin“ im Naturschutz. Ihre diesbezügliche Prägung mit den Schwerpunkten Vogel- und Herpetenschutz erhielt sie seit 2012 über den Bundesfreiwilligendienst in der Naturschutzstation Rhinluch sowie ehrenamtlich in der Storchenschmiede Linum, jeweils mit den besten Referenzen.Nachdem sie sich in der Vogelschutzwarte ausgesprochen schnell in alle fachlichen Arbeiten und auch behördlichen Abläufe eingearbeitet hat, bleibt zu hoffen, dass es mittelfristig gelingt, die Stelle dauerhaft für sie und für die Einrichtung zu sichern. Nach deutlicher Abnahme im Jahrzehnt davor ist der Brutbestand des Schreiadlers in Brandenburg seit 2005 stabil und bewegt sich zwischen 21 und 23 territorialen Paaren. Dies ist etwa ein Drittel weniger als Mitte der 1990er Jahre. Im Kontrast zu dieser Situation ist die Reproduktion seit 2009 dramatisch gesunken- ein deutliches Warnsignal bezüglich einer scheinbaren Stabilität: Während sie bis 2008 im langfristigen Mittel bei 0,64 Jungen je anwesendes Paar lag, verzeichnen wir seit 2009 nur noch 0,44 Junge pro Paar(Abb. 2). Dass dies nicht längst zu einem weiteren Rückgang geführt hat(Abb. 3), kann nur mit dem Jungvogelmanagement erklärt werden. Seit 2004 wurden dadurch 94 Schreiadler aus Brandenburg, Lettland und Polen vor dem Tod durch Kainismus gerettet und ausgewildert(weitere zwei wurden in Mecklenburg-Vorpommern adoptiert). Damit stieg die Nachwuchsrate in Brandenburg in diesem Zeitraum um 60,8 %. Abb. 1: Anne Grohmann, unsere neue Mitarbeiterin in der Vogelschutzwarte. Foto: privat. Fig. 1: Anne Grohmann, the new staff member of the bird conservation centre. Zeitlich passt der Rückgang der Reproduktion um ein Drittel zur Abschaffung der EU-Stilllegungen und dem damit einhergehenden Trend zu Energiekulturen, vor allem Mais. Dies ist fatal für die Nahrungssituation bei Schreiadlern und anderen Greifvögeln, denn besonders nahrungsreiche Flächen wurden durch besonders nahrungsarme mit überdies eingeschränkter Zugänglichkeit zur Nahrung ersetzt. Zudem hat dieser Landschaftswandel Einfluss auf die Diversität der Nahrungsbasis. Vor allem in wühlmausarmen Jahren ist es wichtig, dass ein breites Spektrum alternativer Beute vorhanden ist – andere Kleinsäugerarten, Reptilien, Amphi-
Heft
(2017) 24
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123
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