Heft 
(2018) 25
Seite
72
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72 Schriftenschau Otis 25(2018) R omberg , J.(2018): Federnlesen. Vom Glück, Vögel zu beobachten. 304 Seiten. Bastei Lübbe AG, Köln, ISBN 978-3-431-04088-3. 24,00 . Über dieses Buch bin ich zufälliggestolpert, nicht online, sondern in einem richtigen Buchladen. Der Plan, es nicht zu kaufen, sondern mir lieber zum Geburtstag zu wünschen, ging auf, und ich kann es gleich verraten: Es war ein gutes Geschenk! Johanna Romberg nimmt uns zunächst mit in ihre Kindheit und beschreibt ihre ersten Vogelerlebnisse mit ei­nem interessanten motivierenden Faktor – Eltern, die selber gerade anfangen Vögel zu bestimmen und die man mit den eigenen Kenntnissen übertrumpfen möchte. Bereits hier wird sicher jeder Vogelbeobach­ter in seinem Gedächtnis zurückblättern und sich fragen – wie war das eigentlich bei mir damals? Und so geht es weiter in diesem Buch: das erste Bestim­mungsbuch, das viele von uns lange begleitete, der richtige Umgang mit dem Fernglas, die Erkenntnis, dass man vor allem bei Singvögeln viel mehr mit den Ohren als mit den Augen wahrnimmt, und die vie­len immer neuen Fragen, die sich auftun, wenn der Blick für die Vögel und für die Natur erst geöffnet ist – warum sind einige Vogelarten häufiger als an­dere, warum nehmen die einen zu und die anderen ab, was hat das mit uns, den Menschen, zu tun und so weiter. Mir ging es so, dass ich permanent beim Erinnern und Vergleichen mit dem eigenen Werde­gang war,was das Lesen über das ganze Buch hinweg kurzweilig und vergnüglich machte. Interessant in diesem Zusammenhang auch die Beschreibung der Erkenntnis, dass man nicht als Einzelgänger einem schrulligen Hobby nachgeht, sondern mit vielen anderenBirdern und Vogelschützern in guter Ge­sellschaft ist.Von denen tauchen nach und nach etli­che im Text und auch in der Danksagung auf, mehr oder weniger bekannte Leute aus der Vogelszene, die den Leser mitnehmen bei Exkursen zu ADEBAR und zum Vogelmonitoring, zum Für und Wider des Vogelfütterns, auf die Scilly-Inseln und nach Hel­goland, oder auch nach Brandenburg ins Plagefenn. Dass man zu einigen der im Buch genannten einen persönlichen Draht hat, vor allem als hauptamt­lich im Vogelschutz Tätiger, war für mich ein zusätz­licher Bonus dieses Buches und ein Brückenschlag, den Johanna Romberg von den Anfängen in die jet­zige Zeit führte.Am Ende betraf es sogar die Autorin selbst; aber erst beim Erwähnen ihrer Tätigkeit bei der Zeitschrift GEO wurde mir das deutlich, ich hat­te mit ihr schließlich schon dienstlich zu tun! Unser Thema war Windkraft und die Vogelwelt; auch die­sem ist ein Kapitel in dem Buch gewidmet. Am Ende stellt sich die Frage, für wen dieses Buch eigentlich geschrieben ist. In jedem Fall für alle, die selber Vögel beobachten: Unbedingt kaufen, schenken lassen und selber an Gleichgesinnte ver­schenken! Und die zwei, drei fachlichen Fehlerchen, die man vielleicht entdeckt, einfach wegdrücken – die Autorin macht keinen Hehl daraus, dass sie sich selbst nicht als Expertin ansieht.Auch andere Natur­freunde werden sicher ihren Spaß beim Lesen haben und sich vielleicht künftig verstärkt den Vögeln zu­wenden. Dass man jemanden, der bisher gar keinen Zugang hat, damit gewinnt, kann ich mir eher nicht vorstellen, aber wer weiß? Schließlich sagt schon der Titel, dass Vögel beobachten auch glücklich macht, und danach trachtet schließlich jeder! Torsten Langgemach