Heft 
(2018) 25
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74 Otis 25(2018) 1 Einleitung Die ABBO hatte für das Jahr 2016 eine Erfassung ausgewählter Brutvogelarten in Kiesgruben im Land Brandenburg geplant. Die Hintergründe dafür waren einerseits der Rückgang des landesweiten Bestandes der Uferschwalbe Riparia riparia in den letzten 20 Jahren und der Bedarf an aktuellen Bestandszahlen für dieseArt.Andererseits konnte mit dem Entdecken weiterer Brutkolonien des Bienenfressers Merops apiaster gerechnet werden, wozu Kiesgruben – ins­besondere nicht mehr aktive Kiesgruben-Bereiche potenziell gut geeignet sind. Und da sich auch im Rahmen des deutschen Brutvogelatlas(ADEBAR) im Kartierzeitraum 2005 – 09 zeigte, dass offenbar nicht unerhebliche Bestände von Steinschmätzer Oenanthe oenanthe und Flussregenpfeifer Chara­drius dubius in Kiesgruben vorkommen, sollten diese Arten ebenfalls obligatorisch erfasst werden sowie auch der – in großflächigen Kiesgruben po­tenziell denkbare Brachpieper Anthus campestris . Nachdem im Jahr 2016 über fast 90 % der Kies­gruben kartiert wurden, konnten im Jahr 2017 in noch weiteren(2016 nicht kontrollierten) Kiesgru­ben die Arten erfasst werden. Für die Erfassung dieser fünfZielarten wur­den drei Kontrollbegehungen Mitte Mai, Mitte Juni und Mitte Juli vorgeschlagen. Insbesondere im Juli ist für Uferschwalbe und Bienenfresser die beste Er­fassungszeit. Bienenfresser füttern in der 2. Julihälfte ihre Jungen, sind dann besonders ruffreudig bei den Fütterungsflügen und somit wesentlich leichter zu registrieren. Es gingen Ergebnisse von knapp 100 Ornitholo­gInnen in die nachfolgende Auswertung ein. Alle MitstreiterInnen haben zur Unterstützung der Erfassung vor Ort von der Staatlichen Vogel­schutzwarte Brandenburg in Buckow ein Unter­stützungsschreiben für die vorgesehene Erfassung der ABBO erhalten, mit dem sie ggf. beim Kies­grubenbetreiber bzw.-nutzer um eine Betretungs­erlaubnis bitten konnten. Viele Kiesgruben sind allerdings auch vom Rand aus einsehbar, sofern ein Betreten problematisch sein sollte. Empfohlen wurde auch, die Kontrollen an Wochenenden vor­zunehmen, da dann i.d.R. kein Betrieb in den Kies­gruben herrscht. Zudem wurde nahegelegt, den Kiesgrubenbe­treibern die Ergebnisse mitzuteilen, so dass diese auch etwas im Sinne des Vogelartenschutzes tun könnten, vor allem für die Steilwandbrüter. 2 Sand- und Kiesgruben in Brandenburg Vom Brandenburgischen Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe konnte sich die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg in Buckow(SVSW) den dort vorhandenen landesweiten Kenntnisstand der Kiesgrubenverteilung beschaffen.Allerdings war schnell klar, dass der dortige Überblick von knapp 200 Kiesgruben nicht vollständig war; denn es wa­ren dort nur die Kiesgruben dargestellt, in denen die Bergaufsicht vom Landesbergbauamt wahrgenom­men wird, unabhängig davon, ob die Kiesgruben noch in Betrieb sind oder nicht. Die Verteilung der Kiesgruben ist in den einzelnen Landkreisen unter­schiedlich. So gibt es z. B. in den Kreisen Ostprignitz­Ruppin(OPR) und Oder-Spree(LOS) relativ wenige, dagegen z. B. in den Kreisen Elbe-Elster(EE) oder Potsdam-Mittelmark(PM) relativ viele Kiesgruben. Etliche weitere, insbesondere stillgelegte Kiesgru­ben bzw.-abgrabungen waren Ornithologen vor Ort bekannt(v. a. im Altkreis Angermünde), so dass die Übersicht deutlich ergänzt wurde.Auch mit dem jet­zigen Kenntnisstand von 311 Kiesgruben(Abb. 1) ist noch keine Vollständigkeit gegeben, jedoch bildete er die Grundlage für die vom Verfasser in Branden­burg koordinierte Erfassung.Von diesen 311 bekannt gewordenen Kiesgruben sind 132 Kiesgruben(42 %) aktuell in Betrieb, und 179 Kiesgruben sind stillgelegt (Abb. 1). Im Bergbau spricht man fachlich bei den in Betrieb befindlichen Kiesgruben vonGewinnung und bei den stillgelegten vonWiedernutzbarma­chung. Diese Sandsteilwände oder auch nur Sandab­brüche stellen in erster Linie potenzielle Bruthabitate für Uferschwalben dar. Aber auch Bienenfresser und Eisvögel brüten in solchen Sandwänden oder-abbrü­chen in selbstgegrabenen Sandröhren.Weiterhin sind von den 311 Kiesgruben mindestens 74 Kiesgruben mit Gewässern ausgestattet(Abb. 4). Von 311 be­trachteten Kiesgruben gab es mindestens 184 Kies­gruben mit Steilwänden (Abb. 2).