Heft 
(1893) 2
Seite
287
Einzelbild herunterladen

Eingänge für die Bibliothek

287

Hiermit, wäre m Kürze ein Hintergrund gegeben für die reichen Sammlungen an Spinn- und Webegeräten, welche Sie, geehrte Anwesende, m unsern Museen antreffen. Zu den in Gräbern oder sonstwie gefundenen Zeugnissen uralter Kunstfertigkeit und nimmer verringerter Hochschätzung dieser unentbehrlichen Beschäftigung gesellen sich die in der Litteratur niedergelegten Zeugnisse. Bedauerlich bleibt für meine freundlichen Zu- hüiei, dass die Mark Brandenburg in Bezug auf die Letztgenannten schlecht wegkoimnt.

Lokale \ erschiedenheiten gleichen sich bei allgemeiner werdender Kultur aus. I>as im Jahre 1530 erfundene Spinnrad*) nahm seinen Sieges­lauf über alle möglichen Spindeln und Wirtel in zahllosen Winkeln der Erde.

Schiller hat uns keine Beschreibung gegeben, wo er sagt: »Glänzend umwindet der goldene Lein die tanzende Spindel,

Durch die Saiten des Garns sauset das webende Schiff.«

(Der Spaziergang.)

Auch hier sind Spinnen und Weben neben einander gestellt. Daran will ich nur noch die Mitteilung knüpfen, dass Herr von Schulenburg anninimt,dass die Webekeller der Germanen auch als Spinnten dienten, d. h. Spimistuben waren. In den Bergdörfern am Westufer des Garda­sees traf er folgende Sitte:Die Leute halten sich im Winter der Kälte wegen vielfach im Stalle auf, auch abends bei Lampenlicht. Die Ställe befinden sich im Erdgeschoss. Dort wärmt das Yieh. In diesen Ställen kommen nun Spinngesellschaften von jungen Mädchen zusammen.**) Ausdrücklich wird hinzugesetzt, dass sich auch die jungen Männer da einlindeii.

Ein solches Bild können wir uns zweifellos von den ältesten hrandenhurgisehen Spinnerinnen und ihren Verehrern ausmalen. Das war alsdann auch eineBrandenburgia.

Freuen wir uns indess der unsrigen!

Eingänge für die Bibliothek.

A. Bücher.

1. Geschenke.

Vom Magistrat der Stadt Berlin.

Bornnann, R., Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, Berlin 1893.

Annalen des Vereins für Nassauische Altertumsk. u. Geschichtsf., IV. Ba 1879, S. 24.

3. iU.

*) Verh. d. Herl. Ges. f. A., K. u. U., 1893, S. 148,