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Die Ältesten Spinn- und Webegerate.
In die Keilte der noch unerklärt gebliebenen Hinge gehören ferner die Geräte von Bronze, welche z. B. Lisch als „.Spulen“ bezeichnete: zwei ziemlich grosse, fest an eine Axe gegossene runde Scheiben. Sie wurden auch in der Mark gefunden. „Die Spulen“ — sagt O. Olshausen*) — „wenn diese Bezeichnung richtig ist, sind — so scheint es — dem mittleren Norddeutschlund eigentümlich.“
Spulen von Thon sind in Italien gefunden, so in der Provinz Grosset«, wo ein Feld von 260 Brunnengräbern — die Nekropole von Yetulonia — blosgelegt wurde.**)
Eine mehrfache Deutung lassen auch manche Weberschiffchen zu, indem sie ebensogut ein zum Netzestricken notwendiges Gerät vorstellen können.
Sodann die sogenannten Flachshecheln und die kammartigen Gegenstände!
Die Spinnwirtel selbst sind in vielen Fällen mehrfacher Deutung ' ausgesetzt. Nach der einen Seite hin greifen sie in «las Gebiet «1er grossen Perlen für Gebetkränze über; nach der anderen S«*ite hin zeigen sie sich verwandt mit den Netzbeschwerem, insofern solche von bescheidenem Umfange sind. Schliesslich siml unzählige Wirtel nicht mit Sicherheit als für den Gebrauch bestimmt anzusehen, sondern als Weili- g«*s«dienke zu betrachten, für welche Annahme ganz besonders auf Schliemann und seine Funde in Hissarlik-Troja zu verweisen ist. Gleiche Erklärung fandtm auch die flachen Thonrader von Tonlos, welche S. v. Torma als 5—9 cm gross beschreibt; die eine Fläche dieser Thonräder ist mit Symbolen verziert.
Übrigens mehlet S. v. Torma, in Bezug auf neolithische Wohnstätten Siebenbürgens, dass sich auf den Bodenflächen mancher Gefässe Abdrücke von Geweben befimlen.***)
Die Gewebe vom Pfahlbau Robenhausen sind Geliechte von enger und weiter Maschenweite, zum Zusammenziehen eingerichtet. Dort wurden auch einige sehr hübsche, dreimal umwundene Bündchen Fätlen gefunden. Aus allem folgt, dass die gewebten Kleider schon ziemlich allgemein gebräuchlich waren. Nichts«lesto weniger wusste man den
Wert derselben zu schätzen: manche Gewebe weisen deutliche Flickarbeit anf.f)
Eine besondere Beachtung unter den heimischen Funden erfahren auch die Glätt-, Schlitt- oder Webeknochen, wie solche z. B. Herr Geh.- Rat Virchow vom Burgwall bei Ketzin (am nördlichen Ufer der Havel) naehweist.
•) Verb. d. Bert. Ges. f. A., E. u. II. 18 s:,, S. 447.
•*) Verh. «i Bert. Ges. f. A., E. u. l.\, 188«, S. 4«!7.
***) C. Bl. «i. <1. Ges. f. A., E. n. U., 1882, 8. 91.
f) C. Bl. d. d. Ges. f. A. ( E. n. U., 188.% 8. 25.