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Bücherschau.
Bei mir hat mal vor zwee Jahren en Jelehrter Chamberjarnie jewohnt, der hatte jar nie wat. Der fuhr mitten bei de furchbarste Kälte im Winter alle drei Dage en Offzierviertel, un denn legte er fünf Stücken ein, als wenn er den Winter blos necken wollte und sass in seinen alten, zerlöcherten Pelz und schrieb und studirte Juras.“ E. Lemke.
Fragekasten.
Küstein und Kuckuluren. Unser Mitglied Geh. Keg.-Rat Dr. W. Schwartz hat ermittelt, dass unsere Kienäpfel (Zapfen von Pinus silvestris) in der Gegend von Seyd a am F lemin g die Namen Küstein und Kuckuluren führen und fragt an, wo etwa sonst noch dieser Name bekannt sei. Es wird gebeten, die Antwort Herrn W. Schwartz' nach Berlin NW., Paulstrasse 4, zugehen zu lassen.
Die Unglückszahl Dreizehn. II. E. R. Es ist an den Magistrat von Berlin vor einiger Zeit, allerdings nur in einem vereinzelten Falle, der Antrag gerichtet worden, in einer Berliner Strasse die Haus- oder Polizei- Nummer 13 ausfallen zu lassen, weil dieselbe Unglück bedeute. Der Magistrat hat abgelehnt, in diesem Falle bei dem K. Polizei-Präsidium, welches die Haus-Nummern verteilt und ordnet, befürwortend vorstellig zu werden. Da ferner die betr. Nummer 13 geblieben ist, so erscheint der Schluss gerechtfertigt, dass das Gesuch auch polizeilicherseits abgelehnt worden ist. Gewiss mit. vollem Recht, denn amtlich sollte der Aberglaube nicht befördert werden. Die Behörde in Frankfurt am Main denkt anders, denn dort ist .das Ausfallen der Hausnummer 13 gestattet worden. Auch in England und Frankreich sowie Italien und in der freien Schweiz hat man diesbezüglich Konzessionen an das Vorurteil verstatten zu sollen geglaubt. Man hilft sich damit, dass man auf die Nummer 12 eine Nummer 12 Ms , dann 14 u. s. w. folgen lässt. Soeben hat der Humorist Salvatore Farina eine im modernsten italienischen Mailand spielende Erzählung „Die Nummer Dreizehn“ erscheinen lassen, welche den in dieser fortgschrittensten Stadt Italiens, der sogenannten moralischen Hauptstadt Italiens, grassierenden Aberglauben, betreffend die gedachte ominöse Zahl in launiger Weise persifliert.
E. Friedei.
Die Mistel (Viscum album). Der Unterzeichnete bittet, ihm die im Volksmunde der gesamten Provinz Brandenburg umlaufenden Namen dieser Schmarotzerpflanzen mitzuteilen. Der Ausdruck „Ken st er“ in der Mark wird zwar von der Mistel gebraucht, er ist aber in sofern nicht auf die/ Mistel speziell zu beziehen, als auch andere wirre Pflanzenbildungen, „Donner# büsche“ u. dgl. ebenfalls „Kenster“ genannt werden. E. Friedei. /
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Demminerstrasse 64. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin, Bemburgerstrasse 14.