Bücherschau.
207
gesehen habe; meinte auch, dass sie vorm Förster scheuer wären. Dieses Nest habe ich selbst gesehen. Denn als ich im Frühjahr 1895 mit Heinrich eine Fahrt hier durch den Wald unternahm, um „Behrens Graff“ aufzusuchen, kamen wir bei einer alten hohen Kiefer vorbei mit einem sehr grossen Nest hoch oben im Wipfel und er sagte mir, dass dies das Nest wäre, worin er noch im vorigen Jahr den Storch sah. W. v. Schulenburg.
Bücherschau.
Die deutschen Mundarten, Auserlesenes aus den Werken der besten Dichter alter und neuer Zeit, herausgegeben von C. Regenhardt. — Niederdeutsch. (Berlin, Verlag von C. Regenhardt, W. Kurfürstenstr. 37.) Unter diesem Titel ist soeben — mit Zueignung an Klaus Grotli und ausgestattet mit einer von Menzel ausgeführten Original-Kreidezeichnung desselben, sowie mit dem Bilde Fritz Reuters — eine vortreffliche Sammlung einschlägiger Literaturerzeugnisse erschienen. Der verdienstvolle Herausgeber machte es sich nicht zur Aufgabe, nur eine Anzahl schöner Dichterwerke zusammenzustellen, sondern „es sollte ein möglichst genaues Spiegelbild für das Wesen und den Charakter des Volkes gegeben werden, — dargestellt in seinen Dialekten, die leider in den letzten zwei Jahrhunderten durch unsere einheitliche Schriftsprache mehr und mehr verdrängt wurden, ja, in einigen Bezirken schon heute kaum mehr zu finden sind. Betrachten namhafte Gelehrte es seit vielen Jahren als die höchste Aufgabe ihres Lebens, den Sinn und Ursprung einer einzigen ägyptischen Inschrift zu entziffern, um wieviel mehr sollen wir nicht darnach streben, den Ursprung unserer Muttersprache kennen zu lernen! Welche Bereicherung aus solchen Bestrebungen unseren deutschen Wörterschatz erwächst, das haben am besten die unvergänglichen Werke gezeigt, die wir den Gebrüdern Grimm zu verdanken haben.“ — Auf etwa 400 Seiten des äusserlich sehr hübsch und vornehm ausgestatteten Buches finden wir vertreten: die westfälischen, hannoverischen, holsteinischen, Schleswigs eben, mecklenburgischen, pommerschen, (Prov.) sächsischen, bran- denburgischen, west- und ostpreussisehen Mundarten, sowie die oklenburgische, bremer, hamburger und braunschweigische Mundart. Für unsere „Branden- burgia“ kommt natürlich die Mark Brandenburg obenan, und bei dem hier zu Gebote stehenden Raume kann auch nur auf diesen Teil des Buches besonders hingewiesen werden. Den Anfang macht „De olle Fritz“ von
W. Bornemann (Altmark): „De Olle Fritz — pots Schlag in’t Huus! Dät
was en König as en Duus! Groot von Gestalt was He just nich, dät Groote — satt Aem innerlich.“ Fr. Beckmann (Berlin) ist mit dem „Eckensteher Nante“, A. Glasbrenner (Berlin) mit „Rentier Buffey“, H. Graebke (Priegnitz) u. a. mit „En Begräwniss“, J. Dörr (Uckermark) mit „Up den Liem kruppt he nich“, R. Hill (Uckermark) mit „De Gräffniss“ und K. Löffler (Neumark) mit „Kanonen-Nante“ vertreten. — Glasbrenner lässt Frau Schmedewald sagen: „Ach Herrjeeses, en Jelehrter! Na, da sollste fett bei werden! —