Heft 
(1896) 5
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Der photographische Rotationsdruck*)

oder die sogenannteKilometer-Photographie ist sicherlich eine der eigenartigsten nnd einflussreichsten Neuerungen auf dem fruchtbaren Gebiete der Photographie. Sie stellt nacli einer vorher völlig unver­muteten Seite hin die Vollendung der Photographie als Yorvielföltigungs- oder Druck-Technik dar. Die eigentlichen Photographieen, d. h. durch 'Belichtung von einem Negative gewonnenenpositiven Bilder, werden bekanntlich einzeln in einem ziemlich zeitraubenden und umständlichen Verfahren hergestellt, welches beinahe in seinem ganzen Verlaufe einer sorgfältigen und verständnisvollen Überwachung bedarf, um befriedigende Ergebnisse zu liefern. Zur Herstellung grösserer Auflagen ist daher die eigentliche Photographie, wie bekannt, nicht zu brauchen, zumal wenn es sich gar um eine gewisse Schnelligkeit handelt. Da sind dann die gewöhnlichen Druckverfahren eingesprungen, indem sie sich mit der Photographie in geeigneter Weise zur Herstellung der erforderlichen 1 )ruck platte verbanden.

Dennoch lassen alle diese Verfahren noch, manches zu wünschen übrig. Zunächst gefährden sie alle die unzweifelhafte Treue der Wieder­gabe des Originales (Negatives) dadurch, dass die Abdrücke nicht von diesem selber, sondern von einer besonders hergestellten Druck]»latte abgezogen werden, deren Erzeugung mindestens eine photographische Zwischen-Manipulation (Abdruck der Original-Platte) und die spezifische Bearbeitung der Oberfläche zur Druckfälligkeit erfordert. Ausserdem

*) In der Sitzung vom 18. März d. J. ( vg l. S . 26 Jahrg. IV) hatte der Chemiker der Neuen Photographischen Gesellschaft uns über diesen Gegenstand einen interessanten durch überraschende Demonstrationen unterstützten Vortrag gehalten Herr Arthur Schwarz, Direktor der genannten Gesellschaft, stelltns nun güiigst den obigen Artikel, den Herr Professor Bruno Meyer verfasst und in der nur im engsten Fachkreise verbreiteten Deutschen Photographen-Zeitung (XX. Jahrgang Weimar den 22. Mai 1806) veröffentlicht hat, wie wir hiermit verbindlichst dankend mitteilen in gemeinverständlicher Fassung als besonders für unseren Leserkreis geeignet zur Verfügung. Die Nutzanwendung der Kotationsphotographie auf Publikationen im Gebiet der Landes- und Heimatkunde liegt derart auf der Hand, dass wir unsere Mit­glieder darauf kaum noch besonders aufmerksam zu machen brauchen

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