1- (1. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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i. (i. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Freitag den 26. März 1897, abends 8 Uhr
im Hotel zu den „Vier Jahreszeiten“ Prinz Albrechtstr. Nr. 9.
I rotz der anstrengenden Tage der Kaiserlichen Festfeier hatte sich eine \\ eit über hundert Köpfe zählende Gesellschaft zusammen gefunden, an welche der ± Vorsitzende E. Friedei an der Festtafel etwa nachfolgende Worte richtete:
Hochansehnliche Versammlung!
CT
Bereits vor einigen Tagen ist die Hundertjahrfeier zum Gedächtnis des unsterblichen grossen deutschen Kaisers Wilhelm I. bei uns und „soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt“
zum Abschluss gelangt. Dies Volksfest im edelsten Sinne des Wortes wirft aber noch auf das Stiftungsfest der Brandenburgia, welche heute auf ihr erstes Jahrfünft, auf ihr erstes Lustrum mit Befriedigung zurückblickt, seinen verklärenden, hellen Schein.
Das deutsche Volk hat Kaiser Wilhem den Grossen jüngst mit Recht hauptsächlich als Heldenkaiser, als den Paladin gefeiert, der das vergessene Dornröschen Germania aus seinem Zauberschlaf mit einem „Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgeklirr und Wogenprall“ aufgeweckt, der Deutschlands Fürsten und Völker geeinigt und das 'Traumbild vieler Jahrhunderte unserer Nation zur Wahrheit gemacht hat.
Wir, eine wissenschaftliche Gesellschaft, gedenken heut, wie Kaiser Wilhelm 1. auch ein Held des Friedens gewesen ist und dass nach Abschluss seines Siegeslaufs unter ihm Künste und Wissenschaften so prächtig und mächtig erblüht sind, wie nie zuvor. —
Den geschichtlichen Faden weiter fortspinnend, halten wir sinnend und trauernd einen Augenblick vor der hehren lichtumflossenen Gestalt seine Sohnes an. Unser Fritz! So wie er hat kaum jemals ein deutscher Fürst die edlen Künste und die freien Wissenschaften geliebt. Wenn ich bei dieser Gelegenheit auch einmal aus mehrfacherjpersönlicher Erinnerung sprechen darf, so hatte er für die Geschichte Berlins und die Heimatkunde der Mark Brandenburg, d. h. gerade für alle die Gegenstände, welche uns besonders beschäftigen, ein, ich möchte sagen, fast leidenschaftlich zu nennendes Interesse. Er konnte seinen_Führer|z. B. in unserm Märkischen Museum durch Fragen nach Einzelheiten mitunter nahezu in Verlegenheit setzen; 'doch war er bei^schwierigen Sachen so liebenswürdig, sein Anliegen auf Zettel zu schreiben und sie dem, von welchem er Auskunft wünschte, vorgängig zukommen zu lassen.