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Linne wohlthätig gewirkt hatte, ohne für immer Alleinherrschaft beanspruchen zu dürfen. Wie die neuere Schule überall schwereres Geschütz einer stets sieh steigernden Gelehrsamkeit ins Feld führt, so muss es sicher als ein zeit- gcmässer Vorzug anerkannt werden, wenn ein neu erscheinendes Handbuch sich zur rücksichtslosen Annahme aller Lieht- und Schattenseiten einer solchen bekennt.
Jedem Jahrhundert das ihm Eigene. Was Koch dem jetzt ablaufenden gewesen, verspricht Aschereon dem sieh bald vor uns aufthuenden zwanzigsten zu werden. Die Grenzen, welche sich der Verfasser steckt, lassen Deutschland als Kern und Mittelpunkt eines Gebiets erkennen, welches jenes gemeinsame vegetative Gepräge trügt, das man vorzugsweise ein europäisches nennen möchte. Viel ausgedehnter als dasjenige von Kochs Synopsis, deckt es sich fast vollkommen mit dem, welches ein anderes vielbenutztcs botanisches Ilülfsmittel, Keiehenbachs Flora cxcursoria, für sich in Anspruch nimmt. Bescheidener als Griesebach, der nach Vollendung seiner vielgelesenen „Vegetation der Erde“ eine Flora von Europa herauszugeben vorhatte, bietet uns Professor Ascherson dergestalt ein anschauliches Bild der Pflanzendecke Zentraleuropas dar; für die Mehrzahl der Botaniker, zumal der heimischen, wohl das richtige Mass an Kaum für ihre Ziele und Wünsche spendend.
Welch eine Fülle der edelsten Pflanzenschätze bergen nicht diese weiten Gellinde mit all’ ihren Gebirgsketten und Secen, mit der reizvollen Abwechslung von Licht und WJlrmc, die über sic ausgegossen erscheint. Von der atlantischen Zone zur pontischcn, von der mediterranen zur baltischen, welche bezaubernde Mannigfaltigkeit der Gaben Floras, darunter alle diejenigen, welche wir als von der Natur freiwillig gespendete Erzeugnisse unseres vaterländischen Bodens am höchsten zu schätzen geneigt sein werden. Dabei, wenn zwar wenig mehr von den erwartungsfrohen Geheimnissen des noch Um ntdeckten, als Ausgleichung die klare und scharfumrisseneUebersicht dessen, was rastloser Fleiss von vier Jahrhunderten ans Tageslicht zu fördern gewusst hat.
Wahrlich, es ist eine hohe und schöne Aufgabe, im Interesse Vieler an die chaotisch sich häufende Masse eines so überreichen und zugleich so lieblichen Pflanz« nmaterials die ordnende Hand zu legen. Wenn irgend jemand unter den jetztLebenden, möchte'Aschereon als dazu berufen erscheinen.
Noch eine andere Saite mag hier berührt werden. Das uns beschäftigende Werk erkennt es als seine Aufgabe, auch hinsichtlich der Nomenklatur eine festere Direktive zu geben, als wir sie bisher besassen. Gegenüber vielfachen Schwankungen, vor allem aber gegenüber einem fast catilinarisch zu nennenden Ansturm gegen Sprachgebrauch und Verständlichkeit, bedarf es eines sicher leitenden Zügels. Schon die Tatsache allein, dass der Verfasser eifrig und sogar offiziell an der gesetzmässigen Feststellung stabiler Grundsätze, nach Dccandollescher Auffassung, mitgewirkt hat, verspricht viel Gutes. Vor zu weit gehenden Aenderungen im Vokabularium wird uns sein guter Geschmack behüten.
Die angekündigte Synopsis wird in 3 Bänden zu je 60 Bogen erscheinen und dem Vernehmen nach in weniger als zwei Jahren ihrer Vollendung entgegengeführt werden. Zwei Lieferungen, die Gesammtheit der Gefässkrypto- gamen, also vorzugsweise die Farm enthaltend, liegen bereits vor. Einer dritten, dazu bestimmt, die so interessante Gruppe der Coniferen zu absolvieren, darf in nächster Zeit entgegengesehen werden. Carl Bolle.