Heft 
(1898) 7
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18. (II. ausserordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

Feier des 6. Stiftungsfestes,

Freitag, den II. März 1898, abends 7 Uhr im Hotel Imperial, Unter den Linden 44.

Während der Tafelrunde hielt der II. Vorsitzende Geheimrat E. Friedei folgende Ansprache:

Hochansehnliche Versammlung! Nur wenige Tage noch und unsere Brandenburgs Ges. für Heimatkunde hat ihr 6. Vereinsjahr zurück­gelegt. UnsereBrandenburgia befindet sich also noch im Kindesalter, gleichwohl hat sie bereits eine reichbewegte Vergangenheit hinter sich. Es würde zu weit führen, hierauf einzugeheu, aber das Hauptergebnis des laufenden Geschäftsjahrs möchte ich doch den zahlreich erschienenen neu eintretenden Mitgliedern sowie unseren Freunden und Gönnern vor­führen ganz kurz, denn wir haben noch viel heut Abend vor.

Im Gebiet der Erfahrungswissenschaften verweise ich auf den Besuch der Geologischen Landesanstalt unter Führung von Herrn Ebert und des Botanischen Gartens unter Herrn Ascherson. Über die ausgestorbenen und aussterbenden Tiere der Heimat hat uns Herr Müllenhoff, über Fische und Krebse Herr Micha belehrt und haben wir in letzterer Beziehung sofort die praktischen Konsequenzen gezogen, indem wir dem Vorträge ein altberlinisches Fischessen folgen liessen. In das anthropologische Gebiet schlägt der Besuch des Reichsgesundheitsamts unter Herrn E. Körner.

Noch viel mannigfaltiger war die Ausbeute in den geschicht­lichen Wissenszweigen. Die Herren Pniower und Platner schilderten uns die Urbevölkerung der Heimat, letzterer insbesondere die Heruler, den Stamm, welcher die letzten germanischen Spuren in der Mark hinterlassen. Herr W. von Schulenburg führte uns inter­essante Altertümer aus dem Teltow, Herr Altrichter den Gold- brakteaten von Rosenthal vor, welcher schnell dadurch berühmt geworden, dass er eine der merkwürdigsten Szenen aus der deutschen Heldensage zeigt: Sigurd oder Sigfried, wie er den in einen Lindwurm verwandelten Riesen Fafuer, den Wächter des gleissenden Hortes, tötet.

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