Heft 
(1898) 7
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18. (11. ausserordentl.) "Versammlung des VI. Vereinsjahres.

So recht in das Mittelalter verwies uns Herr G. Albrecht auf der Wanderung durch den Havelberger Dom, der noch der Zeit an­gehört, als das wendische Heidentum mit der welterlösenden Religion rang. Herrn Pieper verdanken wir zwei gehaltvolle Aufsätze über die Grabstätte Ludwig des Römers und über geschichtliche brandenburgische Volkslieder, während Herr Altrichter uns über mittelalterliche Glocken und Schwerter belehrte.

Reich vertreten war auch die Neuzeit. Einen Volksdichter der Renaissance, den originellen Bartholomaeus Krüger lernten wo­durch Herrn Pniower, denkwürdige altberlinische Stätten durch Herrn Ferdinand Meyer kennen. Im Schützenheim zu Schön­holz trug uns Herr Buchholz die Geschichte der Berliner Schützengilde und wie neben den Schützen der Deutsche unwill­kürlich an die Turner denkt Herr Euler im Turnerheim beim Jahn- Denkmal in der Hasenhaide die Entstehung des berlinischen Turn- wesens vor. Grossbeeren und sein berühmtes Schlachtfeld konnten wir unter der Führung des Herrn Parisius besuchen. Herrn Euler lag die Festrede zur Feier des hundertjährigen Geburtstages Kaiser Wilhelms des Grossen ob.

Auch die Kunstgeschichte vernachlässigten wir nicht, so er­läuterte Herr Galland uns die treffliche Galerie Ravene und Herr Otzen die von ihm erbaute Georgen-Kirche, welche sich an der Stelle erhebt, wo vor Jahrhunderten die bescheidene St. Jürgen-Kapelle vor Berlin stand.

Entsprechend dem immer mehr wachsenden Stoff haben sich unsere gedruckten Mitteilungen gegen das Anfangsjahr verdoppelt. Von be­rufener Seite ist unseren wissenschaftlichen Bestrebungen Anerkennung zuteil geworden und hat sich unsere Mitgliederzahl dementsprechend stetig vermehrt.

Nach solchen Anstrengungen sind wir wohl befugt, uns heut Abend der Geselligkeit hinzugeben. Wir wollen dies aber nicht thun, ohne zu­vor in gewohnter Weise einer warm empfundenen patriotischen Pflicht zu genügen. Unser erster Trinkspruch sei unserm obersten Schutzherrn gewidmet, der sich gern einen Markgrafen von Brandenburg nennt und dem alles Märkische lieb und wert ist. Ich bitte Sie, m. D. u. H., drei­mal in den Ruf einzustimmen: S. Maj., unser Allergnädigster Kaiser, König und Herr, Er lebe hoch, nochmals hoch, immerdar hoch!

Nach Herrn Geh. Rat Friedei sprach Schulrat Professor Euler auf die Gäste, welche Rede der Stadtverordnete Körner aus Magdeburg mit einem Hoch auf das fernere Gedeihen der Brandenburgia beant­wortete, Direktor Müller auf die Damen, für die Frl. Freytag mit einer Rede auf den Vorstand dankte, zuletzt Herr Rechnungsrat Marg- graff. Er gedachte des durch einen Unfall im letzten Augenblick am