18. (11. ausserordentl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres. 3
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Erscheinen verhinderten Rechtsanwalts Bürkner-Rixdorf, dessen heitere Muse zur Erhöhung der Stimmung bei der Tafel so wesentlich beitrug. Er hatte für das Fest einen Liedercyklus „Brandenburgia-Sommer- fahrten 1897“ gedichtet, dessen launige, heitere Erinnerungen weckende Verse allgemeine Behaglichkeit schufen. Ausser diesen Liedern sang die Versammlung in corpore ein von Herrn F. Körner verfasstes Kaiserlied, einen den Frauen gewidmeten Kantus und jenes in den letzten Jahren wiederholt beifällig aufgenommene Hallstatt-Lied des Dr. Kade-Sorau, das mit so glücklichem Humor ein Bild aus dem Leben der Urzeit mit Gefühlen vermischt, mit denen wir auf jene längst vergangene Epoche unseres Landes blicken. Dazwischen ertönten Sologesänge von Frl. Martha Ritter und Frl. Martha Brandt, deren künstlerische Vorträge den allgemeinen Anklang fanden.
Nach einer Pause, in der die Gesellschaft in zwanglose Gruppen verteilt, den Kaffee einnahm, wurden lebende Bilder gestellt, die gewissermassen im Fluge die Geschichte unserer Heimat illustrierten. Um das Gelingen dieser unter den gegebenen Verhältnissen sehr schwierigen Vorführung machte sich in erster Reihe Herr F. Körner, die eigentliche Seele der ganzen festlichen Veranstaltung, verdient, nächst ihm sein Sohn, Herr Regierungsbaumeister Körner, Herr Pütz, Mitglied des Festkomitees und seine Gemahlin, Fräulein Freytag, Frau Hofjuwelier Telge sowie Herr Kustos Buchholz, dessen bewährter Rat vielfach befolgt wurde. Zu den Bildern hatte Frl. Clara v. Förster einen verbindenden poetischen Text gedichtet, den Frl. Erxleben mit wohllautender Stimme ausdrucksvoll sprach. Wir lassen einen Abdruck der Dichtung hier in denselben Abschnitten folgen, in denen sie den Teilnehmern vorgetragen wurden und geben im Anschluss daran eine ganz kurze, den Bedürfnissen dieser Monatsblätter angepasste Beschreibung des Bildes, um die ihrer Natur nach flüchtige Darbietung einigermassen festzuhalten. Die ganze Vorführung wurde von folgendem Prolog eiugeleitet:
Dämm’rung nahte. Klar und purpurn Ging der Tag zur Ruhe nieder.
Nur vom lichten Horizonte Winkte er mit Sehnsuchtsblicken Noch herüber zu den Menschen.
Wen’ge im Gewühl der Strassen Sahen seiner Liebe Grüssen.
Nur ein Eichbaum, mächtig ragend,
Ernst und einsam in dem Garten,
Der den Riesenleib der Weltstadt Westlich wie ein Wunderkleinod,
Wie ein Ring am Finger ausziert,
Reckte seine kahlen Aeste,
Ihm, dem Tag, den Abschied bietend.
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