Heft 
(1898) 7
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5. (3. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

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Gemahlin, Ihr jährlich zu sothanen Bau 12 000 Thaler zahlen zu lassen und doch ist man nimmer damit auskommen, sondern es sind solche 12 000 Thaler in manchen .fahren aus den chatoul-Revenuen der Ge­mahlin mit 5, 6, und mehr Tausenden verstärket worden. Nach Ihrer Majestät der Königin anno 1705 d. 1. Fehr. leider allzufrühzeitigem Absterbeu, und als S. Maj. Sich über den höchstschmerzlichen Verlust seiner Gemahlin etwas erhöhtet und getröstet, traten Sie den 1. April 1705 zum ersten mal zu Lützeburg wieder ein, änderten sofort des Orts Namen und nannten denselben, der« so liebgewesenen und theuren Ge­mahlin zu Andenken Charlottenburg: begnadigten es auch zugleich mit der Stadtgerechtigkeit und Revenuen, zumalen allbereits viele particulair Häuser daselbst angebauet und in Gassen reguliert waren. Der Magistrat ward mit den Etats-Räthen und vornehmsten Königlichen Minist res persönlich besetzet; wie dann S. K. M. in Hoher person Gericht hielten und zu Bürgermeistern S. K. H. Marggraf Albrecht Friedrich und des Gen. Feldmarschalls v. Wartensleben Excellenz Setzten. (Es folgen nun Berichte über Rathaus, Kirchen, Wappen etc.)

Wie sich aus dem ursprünglich beabsichtigten Landhausbau innerhalb der ersten 10 Jahre dieses imposante Schloss entwickelt hat, ist in allen Einzelheiten noch immer nicht klar gestellt. Man hat sich besonders in neuerer Zeit mit dieser Frage viel beschäftigt, nachdem das Schloss die Residenz des volkstümlichen Kaisers Friedrich geworden war. Ohnehin hatte die lokale Forschung an dieser Bau gesell ich te ein grosses Interesse, denn sie steht in enger Beziehung mit der berühmten Banherrin, und zugleich mit Männern wie Leibnitz und den 4 grossen Berliner Architekten jener Zeit. Die überlieferten Daten und Abbildungen schliessen aber mancherlei Widersprüche ein; als feststehend kann daraus erkannt werden:

Der Bau desLandhauses der Kurfürstin war 1695 von Nering entworfen und in Angriff genommen. Da Nering im Herbst desselben Jahres starb, so wurde der Kurf. Oberbaudirektor Grüneberg mit der Vollendung des Baues beauftragt, die Ende 1696 bewirkt war. Dieses Landhaus entsprach ungefähr dem Mittelbau von 11 Fenstern Front des gegenwärtigen Schlosses, jedoch trat der jetzt vorspringende mittlere Teil von 5 Fenstern (das Vestibül) zurück und bestand nur aus dem heutigen Gartensaal und einem, denselben nach Süden hin begrenzenden, die beiden Flügel verbindenden Korridor, nach dem eine Freitreppe führte.

Der Bau war kaum fertig, als sich das Bedürfnis nach Logirräumen für die Dienerschaft geltend machte. In derselben Zeit war Schlüter aus Italien zurückgekehrt und ihm wurde Gelegenheit gegeben, hier eine Probe seiner bauteclinischen Kunst zum Zweck der Befriedigung jenes Bedürfnisses zu geben. Er setzte 169798 dem bisher zweistöckigen

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