Heft 
(1898) 7
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5. (3. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

Das Dorf Lietzen, das im Mittelalter dem Spandauer Nonnenkloster gehörte und zu neuerer Zeit in dem Stadtgebiet von Cliarlottenburg auf- gegangen ist, mag allerdings noch aus der letzten wendischen Zeit her- rühren, wenigstens wird es schon im 13. Jahrhundert urkundlich er- wähnt. Wenn aber Bekmann nach der Auffassung seiner Zeit jene Totentöpfe mit den Wenden in Berührung billigt, so ist das durch die neuere Forschung widerlegt, die bekanntlich testgestellt hat, dass die Germanen ihre Toten verbrannten, während die Wenden ohne Verbrennung bestatteten.

Die Entstehungsgeschichte dieser Sommer-Residenz ist in einem noch ungedruckten Manuskript eines Zeitgenossen, des Predigers Jockei, der im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts in Teltow amtirte, am zu­verlässigsten erzählt:Nachdem Churfürstliche Durchlaucht das Amt Potsdam und Caputh von den Erben der Churfürstin Dorothea anno 1691 erkaufet, schenkten Sie das artige Lusthaus zu Caputh mit allen Per- tinentien dero zweiten Gemahlin Sophie Charlotte. Die Churfürstin, weil sie es sowohl wegen der Abgelegenheit von Berlin, als ihrem Gemahl zum plaisir nicht gebrauchen konnte, gab es anno 1694 wieder zurück gegen Versprechung, Ihr bei und um Berlin, auf einem kon ihr selbst dazu ersehenen Platz und nach eigenen Angaben, wieder der­gleichen Lusthaus anbauen zu lassen. Dieses veranlasste, dass ver­schiedene Oerter, als Malchow, Weissensee etc., vorgeschlagen und erkaufet werden sollten, bis endlich zufälligerweise dieser wilder bewachsener Ort unterhalb dem Dorfe Lützow, wo nichts als eine Theer- hütte war, ersehen und von der Churfürstin beliebet, auch noch sofort in selbigem Jahre, wiewohl sowohl die Amtskammer, als auch die Jägerei unterschiedene Vorstellungen dagegen gethan, mit Abräumung und Durcli- schlagung der Alleen unter Direction des damaligen Oberbau-Directors Nering gemacht wurde. Das Jahr darauf aber, 1695, ist die rechte Epocha und Anfang der damals sogenannten Lützeburgen, indem mit 2 Compagnien, eine der Dragoner und eine der Infanterie, samt etlichen Hundert Arbeitsleuten, der Eichwald und Gesträuche abgeräumet, das Erdreich gleichgemacht und das Fundament zu einem massigen Hause wiewol nicht ohne Widerspruch des gedachten Nerings, der es viel zu klein fand die Arbeit fortgesetzt wurde. Anno 1696/1697 wurde die Soldatesque noch mit einer Compagnie vermehret und ein geschulter Gärtner Godo (Godeau) aus Frankreich verschrieben, der den Gartenplatz in Ordnung zu bringen und mit Zier- and Nutz-Gärten, Lustgängen p. p. auszuzieren anfing. Welches alles von Jahr zu Jahr unsägliche Kosten verursachte und immer höher anstieg, indem nach des Nerings Tode das Haus, wie derselbe vorhergesaget, vergrössert und der Garten ungemein extendiret werden musste. S. K. M., welche daraus wol ab­nehmen konnten, dass solches noch weit gehen würde, aceordierte dero